Der Kanton Jura schlägt Alarm: dort sterben 1500 Hektaren Wald ab. In der Schweiz stellt sich die Frage, wie die Bäume mit dem Klimawandel zurecht kommen.
Beobachtete Buchen mit (rot) und ohne (grün) vorzeitiger Blattverfärbung im Jahr 2018. Bild: WSL
Beobachtete Buchen mit (rot) und ohne (grün) vorzeitiger Blattverfärbung im Jahr 2018. Bild: WSL
Die Buchen im Kanton Jura haben von der Trockenheit 2018 Schäden davon getragen. Bild: Valentin Queloz / WLS
Die Buchen im Kanton Jura haben von der Trockenheit 2018 Schäden davon getragen. Bild: Valentin Queloz / WLS
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kantone Jura und Basel schlagen Alarm: Dort zeigt der Wald massive Trockenschäden.
  • Die Trockenschäden treten in den Wäldern überall in der Schweiz auf. Sie sind eine Folge des trockenen Sommers 2018.
  • Betrachtet man die Zahlen der letzten 100 Jahre, ist aber noch kein Baumsterben festzustellen.

Abgestorbene Äste, leere Baumkronen oder tote Bäume: Der Wald im Kanton Jura befindet sich im Katastrophenzustand. Rund 100 000 Kubikmeter Wald trocknen in der Region Ajoie aus, grosse Gebiete sind für Fussgänger gesperrt. Betroffen sind dort vor allem Rotbuchen.

Auch im Hardwald im Kanton Basel Stadt ist die Situation dramatisch: rund 2000 Bäume sind vertrocknet, das ist ein Fünftel des Waldes

Das Baumsterben ist aber nicht eine Folge der diesjährigen Hitzetage, sondern auf die extreme Trockenheit von letztem Sommer zurückzuführen. Die Trockenheit sei eine Folge der klimatischen Veränderungen und zeige auf, welche Belastungen auf den Schweizer Wald in Zukunft zukämen, schreiben die Behörden

Nicht nur im Jura und in Basel vertrocknen die Bäume, sondern Wälder in der ganzen Schweiz, ja in ganz Europa, weisen derzeit sogenannte Trockenschäden auf. «Letztes Jahr zeigten die Bäume im Kanton Schaffhausen zum Beispiel ab Ende Juli klassische Herbstsymptome und warfen ihre Blätter ab», erklärt Arthur Gessler, Waldökologe und Forscher an der Eidgenössischen Anstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Denn: Wenn der Baum zu wenig Wasser hat, bilden sich in den Wassergefässen Luftbläschen, was dazu führt, dass der Wassertransport langfristig reduziert ist. Daraufhin schliesst der Baum die Spaltöffnungen in den Blättern, da durch sie Wasser verdampft. Nur: Mit geschlossenen Blättern kann er kein CO2 aufnehmen und keinen Zucker herstellen. Er lebt von seinen Reserven, geht also früher in die Ruhepause, die eigentlich im Herbst beginnt.

Keine Reserven mehr

Die Bäume, die 2018 von ihren Reserven gelebt haben, verfügen dieses Jahr über weniger Reserven für neue Blätter und Abwehrsubstanzen, welche sie gegen Schädlinge schützen. Der Sparmodus kann dazu führen, dass Äste oder gar der ganze Baum absterben. Bei Nadelbäumen zeigen sich die Trockenschäden durch braune oder rote Nadeln und eine schüttere Gestalt. Das WSL hat 800 Buchen, die letztes Jahr an der Trockenheit litten, dieses Jahr wieder untersucht. Ein Sechstel der Bäume weisen Trockenschäden auf. Ob sie sich wieder erholen werden, muss sich zeigen.

Werden unsere Bäume durch den Klimawandel also verschwinden? So einfach ist das nicht. Eine Studie der WSL, die die Baummortalität in der Schweiz über 100 Jahre untersucht hat, konnte keinen konsistenten Anstieg der Sterblichkeit feststellen. Nur die Föhre verschwindet in tieferen Lagen zunehmend – ein Phänomen, das sich in den Walliser Tälern unter 1000 Meter über Meer zeigt. Der Sommer 2018 ist in die Studie aber nicht eingeflossen und Experten gehen davon aus, dass extreme Sommer in Zukunft häufiger werden. «Wenn es wärmer wird, dann werden gewisse Bäume im Mittelland verschwinden und nur noch in höheren Lagen überleben», sagt Waldforscher Gessler. Für das Ökosystem Wald sei dies insgesamt kein Problem, neue Arten würden nachziehen oder bestehende sich über die Jahrhunderte anpassen. Ein Problem sei es aber für den Menschen, denn der Wald könne dann temporär zum Beispiel seine Schutzfunktion nicht mehr erfüllen.

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