Studie

Vorfahren von Strauss und Emu konnten fliegen

Keystone-SDA
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Frankreich,

Neue Forschungsergebnisse lösen ein altes Rätsel der Evolutionsbiologie: Die Vorfahren von Strauss, Emu, Kiwi und Co. konnten einst fliegen.

Emus
Die flugunfähigen Emus leben nur in Australien und sind die zweitgrössten Laufvogel der Erde. (Archivbild) - Community

Die Laufvögel, zu denen afrikanische Strausse, australische Emus und Kasuare, neuseeländische Kiwis und südamerikanische Nandus gehören, haben die Wissenschaft lange vor ein Rätsel gestellt: Wie konnten sie sich auf der halben Welt ausbreiten, obwohl sie nicht fliegen können? Eine am Mittwoch im Fachmagazin «Biology Letters» der britischen Royal Society veröffentlichte Studie gibt nun die Antwort: Die ältesten bekannten Vorfahren der Laufvögel konnten fliegen.

Die Laufvögel gehören zu den Unterkiefervögeln. Der einzige noch lebende Vertreter der sogenannten Palaeognathae, der fliegen kann, ist das in Mittel- und Südamerika vorkommende Steisshuhn. Gut fliegen kann das kleine Steisshuhn allerdings nicht: Es legt allenfalls kurze Strecken fliegend zurück, wenn es fliehen oder ein Hindernis überwinden muss.

Die mit den Steisshühnern verwandten Strausse, Emus, Kasuare, Kiwis und Nandus können gar nicht fliegen – trotzdem gibt es sie mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten der Südhalbkugel. Früher vermuteten Wissenschaftler daher, dass sich ihre Vorfahren auseinander entwickelten, als der Grosskontinent Gondwana vor 160 Millionen Jahren auseinanderzubrechen begann.

Fossil beweist: Laufvogel-Vorfahre konnte fliegen

Genetische Untersuchungen hätten jedoch gezeigt, dass die «evolutionäre Aufspaltung» der Unterkiefervögel erst «lange nach der Trennung der Kontinente stattfand», sagte die Wissenschaftlerin Klara Widrig vom Smithsonian National Museum of Natural History in den USA, eine leitende Autorin der Studie, der Nachrichtenagentur AFP.

Widrig und ihr Team untersuchten ein Fossil aus der Familie der Lithornithidae, den ältesten bekannten Unterkiefervögeln, die vor 66 bis 23 Millionen Jahren lebten. Die versteinerten Überreste des Vogels Lithornis promiscuus wurden im US-Bundesstaat Wyoming gefunden und befinden sich in der Sammlung des Smithsonian Museums.

Da Vogelknochen sehr empfindlich sind, gehen sie während des Versteinerungsprozesses oft kaputt – nicht jedoch in diesem Fall: Die Forscher konnten an dem gut erhaltenen Fossil das Brustbein des Vogels untersuchen, an dem die Muskeln zum Fliegen befestigt waren – und wiesen damit nach, dass Lithornis promiscuus, also der gemeinsame Urahn aller Laufvögel, fliegen konnte – und damit auch Ozeane überqueren.

Warum die Laufvögel das Fliegen aufgaben

Diese Entdeckung wirft jedoch gleich eine neue Frage auf: Warum haben die Nachfahren dieser Vögel das Fliegen aufgegeben? «Vögel werden flugunfähig, wenn zwei wichtige Bedingungen erfüllt sind: Sie müssen in der Lage sein, ihre gesamte Nahrung am Boden zu finden, und es darf keine Raubtiere geben, die sie bedrohen», erklärte Widrig.

Ältere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass Lithornithidae mit ihrem Schnabel wahrscheinlich sehr gut Insekten aufpicken konnten. Aber was ist mit der zweiten Bedingung, dem Fehlen von Raubtieren? Widrig vermutet, dass die Vorfahren der Unterkiefervögel das Fliegen nach dem Aussterben der Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahren aufgaben. Mit den Dinosauriern seien ihre wichtigsten Fressfeinde wegfallen. Die am Boden nach Nahrung suchenden Vögel seien dann vermutlich ganz am Boden geblieben und hätten sich das energieintensive Fliegen gespart.

Einige kleine Säugetiere hatten den Asteroideneinschlag, der zum Aussterben der Dinosaurier führte, zwar überlebt. Es dauerte aber lange, bis sie sich zu Raubtieren entwickelten. Die Laufvögel auf den verschiedenen Kontinenten hatten also viel Zeit, sich anzupassen, wie Widrig erläuterte. Sie wurden entweder zu schnellen Läufern wie Strauss, Emu und Nandu oder «selbst gefährlich und einschüchternd» wie der Kasuar.

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Kommentare

User #5269 (nicht angemeldet)

Wenn ein Forscher sich ein Sandwich macht ist es dann wissenschaftlich belegt?

User #4012 (nicht angemeldet)

Forscher lächzen jährlich um Milliarden an Forschungsgelder, um uns dann Annahmen und Vermutungen liefern zu können über Szenarien, die eintreffen "könnten". Aber ohne Garantie natürlich.

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