Neue HSLU-Studie: Arbeitsdruck erhöht Unfallrisiko
Eine neue Studie der HS Luzern zeigt: Hoher Arbeits- und Zeitdruck steigert das Unfallrisiko auf Strassen, besonders in Gastronomie, Handwerk und Sozialwesen.

Wer beruflich viel fährt und unter hohem Arbeitsdruck steht, hat ein erhöhtes Unfallrisiko auf der Strasse, schreibt die Hochschule Luzern. Das zeigt eine neue Studie der Hochschule Luzern im Auftrag der Stiftung Prävention der AXA.
Die Auswertung von über einer Million Fahrten belegt: Branchen wie Gastronomie, Handwerk oder Sozialwesen sind besonders gefährdet – und nicht die Lieferdienste.
Verbesserte Arbeitsbedingungen und gezielte Präventionsmassnahmen können nicht nur die Gesundheit der Fahrerinnen und Fahrer schützen, sondern auch die Sicherheit auf Schweizer Strassen erheblich erhöhen.
Arbeitsdruck und Nebentätigkeit erhöhen Unfallrisiko
Personen, die beruflich viel unterwegs sind, verursachen überdurchschnittlich viele leichte Unfälle. Die Gründe dafür wurden in der Schweiz bisher nicht tiefgreifend untersucht.
Eine neue Studie der Hochschule Luzern (HSLU) im Auftrag der Stiftung für Prävention der AXA schliesst diese Lücke und legt erstmals systematisch dar, wie stark Arbeits- und Zeitdruck, fehlende Erholung und eine unklare Sicherheitskultur im Unternehmen das Fahrverhalten von Berufsfahrenden beeinflussen. Müdigkeit, Ablenkung und Zeitdruck zählen dabei zu den grössten Gefahrenquellen.
Besonders betroffen sind Berufsgruppen, bei denen das Fahren nur eine Nebentätigkeit ist –etwa in der Gastronomie (zum Beispiel Pizzakurier), im Handwerk (zum Beispiel Schreiner oder Sanitär) oder im Sozialwesen (zum Beispiel ambulante Pflegedienste).
Fehlende Schulungen erhöhen Risikoverhalten
«In diesen Branchen stehen verkehrssicherheitsbezogene Schulungen vielerorts nicht im Fokus oder strukturierte Präventionsmassnahmen fehlen teilweise», sagt Studienleiter Prof. Dr. Christian Weibel.
Die ausgewerteten Daten würden bei solchen Vielfahrenden häufiger ein risikoreiches Fahrverhalten zeigen. In Branchen, in welchen das Fahren hingegen die Haupttätigkeit darstellt, wie beispielsweise Lieferdienste, seien präventive Massnahmen und Programme hingegen weiterverbreitet – und das Unfallrisiko geringer.
Unternehmen haben Hebel in der Hand
Die Untersuchung zeigt Handlungsfelder auf: Unternehmen, die klare Sicherheitsrichtlinien umsetzen, Mitarbeitende schulen und faire Zeitpläne ermöglichen, können das Unfallrisiko reduzieren. Eine verankerte Sicherheitskultur, unterstützt durch Feedbacksysteme, Schulungen und Belohnungsmechanismen, verbessert nicht nur das Verhalten am Steuer, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
«Wir sehen, dass gezielte Massnahmen wie flexible Pausenregelungen, betriebliches Gesundheitsmanagement, Trainings mit Gamification oder der Einsatz moderner Fahrerassistenzsysteme das Unfallrisiko deutlich senken können», sagt Weibel.
«Letztlich entstehen durch weniger Ausfälle und geringere Unfallzahlen auch wirtschaftliche Vorteile», so der Wirtschaftspsychologe. Wenn Mitarbeitende seltener ausfallen, senke das nicht nur die Kosten der Unternehmen, sondern stärke auch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.
Verkehrssicherheit nicht isoliert betrachten
Einzelne Massnahmen allein würden jedoch die volle Wirkung gar nicht entfalten können. Vielmehr braucht es einen systemischen Ansatz. «Erst durch die Kombination lässt sich die Sicherheit im Berufsverkehr nachhaltig verbessern», sagt Weibel.
Dies ermöglicht es den Unternehmen, sowohl die Sicherheit als auch das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden nachhaltig zu stärken.