Uni Bern beweist, dass REM-Schlaf das Essverhalten beeinflusst
Einige Forscher der Universität Bern konnten beweisen: Der REM-Schlaf hat einen grossen Einfluss auf unser Essverhalten.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Aktivität bestimmter Nervenzellen während des REM-Schlafs reguliert das Essverhalten.
- Die Qualität des Schlafes ist damit essenziell für ein gesundes Verhältnis zum Essen.
- Dies bestätigten Forscher der Universität Bern in einer neuen Studie.
Man liest es in jeder Frauenzeitschrift: Wer abnehmen will, benötigt ausreichend Schlaf. Berner Forscher haben nun den Beweis erbracht und entdeckt: Die Aktivität bestimmter Nervenzellen während des REM-Schlafs reguliert unser Essverhalten.
«Wird diese Aktivität bei Mäusen unterdrückt, ist ihr Appetit gestört.» Dies heisst es in einer Mitteilung über eine Studie der Universität Bern und des Inselspitals vom Donnerstag. Für ein gesundes Verhältnis zum Essen ist also nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität des Schlafs essenziell.

Im rapid-eye-movement (REM) Schlaf, einer spezifischen Schlafphase, während der wir intensiv träumen, sind diverse Hirnareale und neuronale Schaltkreise hochaktiv. Allerdings ist bisher unklar, wozu diese elektrische Aktivität dient.
Zu den Hirnregionen, die dabei stark aktiviert sind, zählen Zentren, die für die Regulierung von Erinnerungen und Emotionen zuständig sind. Auch der sogenannte laterale Hypothalamus im Zwischenhirn zeigt erhöhte Aktivität während des REM-Schlafs. Im Wachzustand orchestrieren die Nervenzellen aus diesem Hirnareal den Appetit und die Nahrungsaufnahme. Zudem spielen sie eine wichtige Rolle bei Motivation und Suchtverhalten.
REM-Schlaf hält Nahrungsaufnahme stabil
Forschende um Professor Antoine Adamantidis von der Universität Bern und vom Inselspital Bern haben entdeckt: Eine Unterdrückung der Aktivität dieser Nervenzellen im Hypothalamus führt dazu, dass die Mäuse weniger Nahrung zu sich nehmen. «Das bedeutet, dass der REM-Schlaf nötig ist, um die Nahrungsaufnahme stabil zu halten», sagt Adamantidis. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) publiziert.

Dass die Mäuse weniger essen, nachdem sie schlecht und traumlos geschlafen haben, ist freilich keine Empfehlung, REM-Schlaf zu vermeiden. Die Essstörung kann auch in die gegenteilige Richtung führen.
Therapieansätze, welche die Aktivität der Nervenzellen im Hypothalamus während des REM-Schlafs fördern, könnten allgemein die Motivation und das Suchtverhalten normalisieren. «Dies hängt jedoch von den genauen neuronalen Schaltkreisen, der Schlafphase und anderen Faktoren ab. Die noch zu erforschen sind», erläutert Adamantidis.