Wissenschaftler in Deutschland stellen eine Zunahme feindlicher Haltungen gegenüber Ausländern und Minderheiten fest.
Polizisten stehen vor einer Pegida-Demonstration.
Polizisten stehen vor einer Pegida-Demonstration. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rassismus sei laut einer Studie in den neuen Bundesländern stärker ausgeprägt.
  • Jeder dritte Deutsche stimme der Aussage zu, dass Ausländer den Sozialstaat ausnutzen.

Ausländerfeindliche Einstellungen breiten sich in Deutschland weiter aus. Zu diesem Schluss kommen die Autoren der heute Mittwoch in Berlin vorgestellten Autoritarismusstudie der Universität Leipzig. Die Wissenschaftler stellen darin eine Zunahme feindlicher Haltungen gegenüber Ausländern und Minderheiten fest, insbesondere gegenüber Muslimen sowie Sinti und Roma. Zudem seien Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in den neuen Bundesländern deutlich ausgeprägter.

Die von der Otto-Brenner-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützte Studie bemisst die Ausländerfeindlichkeit an der Zustimmung der Befragten zu einzelnen Aussagen. So stimmt jeder dritte Deutsche der Aussage zu, dass Ausländer den deutschen Sozialstaat ausnutzen oder die Bundesrepublik überfremden. Im Osten stimmt dem sogar jeder zweite Befragte zu.

«Fremde im eigenen Land»

Mehr als ein Drittel der Studienteilnehmer hält Deutschland «in einem gefährlichen Mass für überfremdet», im Osten sogar fast die Hälfte. Bundesweit stimmten ferner 56 Prozent der Befragten der Aussage zu, sie fühlten sich «wegen der vielen Muslime hier wie ein Fremder im eigenen Land». 2014, vor der Ankunft zahlreicher Geflüchteter, lag dieser Wert noch bei 43 Prozent.

Ebenfalls stark ausgeprägt ist der Antiziganismus, also die Ablehnung von Sinti und Roma. 60 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, Sinti und Roma neigten zu Kriminalität. Im Osten bejahten 70 Prozent diese These. «Die Ausländerfeindlichkeit ist im gesamten Land immer stärker verbreitet, das zeigt unsere aktuelle Befragung ganz deutlich», erklärte Studienleiter Oliver Decker.

Seit der letzten Erhebung im Jahr 2016 stieg den Autoren zufolge die sogenannte geschlossene manifeste Ausländerfeindlichkeit. Gemeint sind Befragte, die konsequent allen Aussagen zustimmen. Deren Anteil stieg in Ostdeutschland von rund 23 auf 31 Prozent.

Antisemitische Einstellungen auf hohem Niveau

Auch antisemitische Einstellungen stagnieren auf hohem Niveau: Jeder Zehnte stimmte abwertenden Aussagen über Juden zu. Bei einzelnen antisemitischen Aussagen war es bis zu ein Drittel der Befragten, die zumindest teilweise zustimmten. «Den Wunsch, Andersdenkende auszugrenzen, teilen zwei Drittel der Deutschen», erklärte Decker.

Positiv: Die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie steigt. Vor allem im Osten ist langfristig ein starker Zuwachs zu erkennen. Zeigten sich 2006 nur rund 27 Prozent zufrieden, lag der Wert in diesem Jahr bei rund 47 Prozent.

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