Auch «umweltfreundliches» Sonnenschutzmittel hinterlässt Spuren. Wie Forscher aus Wien herausfanden, schädigen die Crèmes Einzeller im Meer.
Sonnenschutzmittel Sonnenbrand
Sonnenschutz ist notwendig, denn Sonnen- bzw. UV-Strahlung sind die Altersbeschleuniger Nummer eins. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Als «umweltfreundlich» vermarktete Sonnencremes schädigen Einzeller im Meer.
  • Zu diesem Schluss kommt eine Studie aus Wien.
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Sonnenschutzmittel schädigen wichtige Einzeller im Meer. Es handelt sich dabei um Foraminiferen. Das sind winzige, schalentragende Lebewesen, die einen wesentlichen Beitrag zum globalen marinen Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf leisten.

«Umweltfreundliches» Sonnenschutzmittel schädigt den Meeresbewohnern

Speziell Wirkstoffe in als «umweltfreundlich» vermarkteten Sonnencremes greifen Kieselalgen an, die in Symbiose mit den Foraminiferen leben. Diese sind für deren Stoffwechsel essenziell, berichten Wiener Forscher im Fachjournal «Scientific Reports».

Foraminiferen gibt es schon seit Hunderten Millionen Jahren, sie sind aufgrund ihrer langlebigen Schalen wichtige Leitfossilien für vergangene Erdzeitalter. Anhand ihrer Gehäuse kann man etwa auf das Klima in der Vergangenheit zurückschliessen.

Foraminiferen
Uralte Meereslebewesen – Foraminiferen – sind vielerorts ein Bestandteil des Ozeansedimentes. Bild: Wikimedia Commons, Psammophile - Community

Der überwiegende Teil der Foraminiferen-Arten lebt im Meer und ernährt sich von pflanzlichem Plankton (Phytoplankton), also etwa von Algen. Viele Foraminiferen-Arten nutzen Algen aber auch auf andere Weise als Energielieferant. Da die Algen Photosynthese betreiben können, leben die Foraminiferen mit ihnen in Symbiose. Sie sind von der Fähigkeit der Algen abhängig mittels Sonnenlicht Kohlenhydrate herzustellen.

Foraminiferen leisten wichtigen Beitrag zum Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf

«In den Gewässern sind grossen Menge an Foraminiferen. Aufgrund deren Aufnahme von Phytoplankton wird davon ausgegangen, dass sie einen wesentlichen Beitrag zum globalen marinen Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf leisten.» Das erklärt Petra Heinz vom Institut für Paläontologie der Universität Wien in einer Mitteilung. Diese Funktion könnte allerdings vor allem in küstennahen Gebieten durch die Verschmutzung mit Rückständen von Sonnencremes beeinträchtigt werden.

Für die Studie wählten die Wissenschaftler vier Sonnenschutzmittel aus, zwei davon werden als «umweltfreundlich» vermarktet. Zudem testeten sie die Wirkung von reinem Ensulizol, das häufig als UV-Blocker in Sonnenschutzmitteln eingesetzt wird.

dermatologie sonnenschutzmittel
Eine Frau schüttet sich Sonnenschutzmittel in die Hand. - dpa

Sie zeigten, dass insbesondere Ensulizol einen starken negativen Einfluss auf die Kieselalgen hatte. Zudem beeinträchtigten vermeintlich «umweltfreundliche» Sonnenschutzmittel die Gesundheit von Foraminiferen stärker als konventionelle.

«Wir gehen davon aus, dass insbesondere Metall-Nanopartikel wie Titandioxid oder Zinkoxid von 'umweltfreundlichen' Sonnenschutzmitteln diese Wirkung verursachen», so Lintner. Diese Stoffe seien bereits früher als toxisch für mehrere Mikroorganismen eingestuft worden.

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