Forschende aus Basel können dank Melanin die Haut von Menschen künstlich abdunkeln. Von Rassismus betroffene Menschen finden das so nicht in Ordnung.
Dunkle Haut
Soll man dunkle Haut als Sonnenschutz nutzen dürfen? - keystone / dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Basler Forscher können Haut «auf Knopfdruck» dunkler machen.
  • Ethisch korrekt sei das aber nicht wirklich, findet der Verein Diversum.
  • Weisse Menschen würden sich nicht reflektiert mit dem Thema auseinandersetzen.
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Wer schon einmal einen Sonnenbrand hatte, der weiss: Es ist keine angenehme Erfahrung. Forschende des Universitätsspitals Basel sollen dem Problem nun Abhilfe geschafft haben: Sie entdeckten in Zusammenarbeit mit der US-Universität Harvard einen Mechanismus, der die Haut dunkler machen soll.

So soll man unter anderem auch Hautkrebs vorbeugen können. Der Vorgang wird durch das künstliche Zugeben von Melanin beeinflusst. Den Forschenden können die Produktion von Melanin nun quasi «auf Knopfdruck» beschleunigen oder drosseln.

Diese Praxis birgt jedoch auch Gefahren, finden Charlotte und Zahai vom Verein Diversum. Dieser setzt sich für rassismuskritisches Denken ein. Die Schweiz hat sich in der Vergangenheit immer wieder Schwarzer Körper zur Belustigung und Herabwürdigung bedient. «Blackface» beispielsweise gelte as gängige und unproblematische Repräsentationspraxis.

Gesundheitsprävention erfordert ethische Auseinandersetzung

«Braune Haut ist bei Anwendung dieser Behandlung eine Wahl», erklären die beiden. Selbstverständlich habe die Gesundheit der Menschen einen hohen Stellenwert, dennoch: «Auch Gesundheitsprävention erfordert ethische Auseinandersetzung und historischen Kontext.»

Würden Sie diese Methode gerne mal ausprobieren?

Denn: «Aufgrund postkolonialer Strukturen leiden Schwarze Menschen und Menschen of Color bis heute unter der gesellschaftlichen Stigmatisierung ihrer Hautfarbe.»

Während die Sonnenbräune bei weissen Personen als attraktiv gelte, führe die dunkle Haut von Schwarzen Menschen und Menschen of Color mit dunkler Hautfarbe zu Diskriminierungserfahrungen im Alltag.

Helle Haut bedeutet mehr Privilegien

«Mit kosmetischen Behandlungen, die zu optischer Sonnenbräune mit dem netten Nebeneffekt von Sonnenschutz führen, können sich weisse Menschen aufgrund ihrer Privilegien braune Hautfarbe aneignen», so die Vereinsmitglieder. «Und das, ohne sich anderweitig mit der Realität Schwarzer Menschen und Menschen of Color auseinandersetzen zu müssen.»

George Floyd Filmen
Die Hand einer Person mit dunkler Haut. - Keystone

Hellere Haut bedeutet im Alltag oftmals mehr Privilegien. «Schwarze Menschen und Menschen of Color, die nach den Aussagen der Forschenden den Vorteil von dunklem Melanin geniessen, haben keine Möglichkeit, ihre Hautfarbe zu verändern.»

Ausserdem, so die beiden, müsse benannt werden, wer vom medizinischen «Fortschritt» sozial und wirtschaftlich profitiere. «Von Rassismus betroffene Menschen sind diversen gesundheitlichen, psychischen sowie physischen, Risiken ausgesetzt. Dieser Thematik wird im Gegensatz kaum Aufmerksamkeit geschenkt.»

So seien Schwarze Menschen und Menschen of Color mit dunkler Hautfarbe ebenfalls gefährdet, an Hautkrebs zu erkranken. «Dieser Thematik wird im Gegensatz kaum Aufmerksamkeit geschenkt, was sich in der unzureichenden Forschung widerspiegelt.»

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