Die ETH Zürich und die Universität Genf (Unige) gründen in Genf eine interdisziplinäre Forschungsstelle für Wissenschaft in der Diplomatie. Diese soll wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden für die diplomatische Lösung internationaler Konflikte und zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Gesundheit und Klimawandel bereitstellen.
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Eine Person arbeitet in einem Labor. (Symbolbild) - Keystone

Das Lab for Science in Diplomacy (SiDlab) befasst sich im Wesentlichen mit zwei Disziplinen: Die erste ist das «Verhandlungs-Engineering».

Es betreibt die Verwissenschaftlichung von Verhandlungen und Konfliktanalyse und will komplexe Verhandlungsprobleme mit quantitativen Methoden wie mathematischer Optimierung, Spieltheorie und Statistik lösen helfen. Der Lehrstuhl dafür ist an der ETH beheimatet.

Der zweite Bereich ist die Computerdiplomatie. Sie umfasst einerseits Datenwissenschaft, basierend auf maschinellem Lernen, und andererseits die Datenkategorisierung bei Komplexitätstheorien und globalen Studien. Sie hilft beispielsweise, Fake News zu identifizieren und sorgt für verlässliche Daten.

Dieser Bereich wurde vom Departement für Informatik der Fakultät für Naturwissenschaften der Unige gemeinsam mit dem Global Studies Institute (GSI) entwickelt; der zugehörige Lehrstuhl ist an der Unige beheimatet.

Das Gemeinschaftsprojekt wurde 2019 von Micheline Calmy-​Rey, damals Gastprofessorin am GSI, und Michael Ambühl, Professor für Verhandlungsführung und Konfliktmanagement an der ETH Zürich, initiiert. Es wird von der Stiftung Geneva Science and Diplomacy Anticipator (Gesda) unterstützt, wie die ETH am Freitag mitteilte. Internationale Organisationen mit Sitz in Genf sind ebenfalls beteiligt.

Gemäss dem Gesda-​Vorsitzendem Peter Brabeck-​Letmathe, ist die wissenschaftsbasierte Diplomatie - mit Verhandlungs-​Engineering und Computerdiplomatie - ein zentrales Zukunftsthema. «Deshalb sind wir stolz darauf, als Partner der ETH Zürich und der Universität Genf bei der Gründung ihres gemeinsamen Lab for Science in Diplomacy mitzuwirken».

Gesda wurde 2019 von Bund, Kanton und Stadt Genf ins Leben gerufen, die beschlossen haben, mehrere Millionen Franken zu investieren, um künftige wissenschaftliche Herausforderungen zu identifizieren und sie in Lösungen für die Gesellschaft umzusetzen. Mehrere hundert Politiker, Wissenschaftler sowie Vertreter des Privatsektors und von Nichtregierungsorganisationen treffen sich derzeit zu ihrem ersten Gipfel in Genf.

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