Die Virenspuren im Abwasser können mithelfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu überwachen. Forscher der ETH hoffen, dies als Frühwarnsystem zu benutzen.
Kläranlage
Ein Detail eines Belebungsbeckens in einem Klärwerk. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Abwasser lassen sich Corona-Spuren analysieren.
  • ETH-Forscher hoffen, dadurch die Pandemie in Echtzeit überwachen zu können.
  • Beispielsweise wollen sie über das Abwasser die Reproduktionszahl ausrechnen.

Im Abwasser ist ablesbar, wie die Corona-Pandemie verläuft. Das Erbgut des Virus wird von vielen infizierten Menschen im Stuhl ausgeschieden. Das haben Forscher der ETH Zürich und Lausanne bereits im Frühling entdeckt und seither Daten erfasst.

Wie der «Tages-Anzeiger» am Donnerstag berichtet, haben die Wissenschaftler die Methode nun verbessert. Es dauert nun nur noch ein bis zwei Tage, bis die Daten ausgewertet sind. Damit werden bei zwei Kläranlagen in Zürich «Beinahe-Echtzeit-Messungen» möglich.

Bisher wurde das Abwasser in Lausanne und Zürich analysiert. Die Forschenden schlagen nun vor, die Überwachung in weiteren Kläranlagen in der ganzen Schweiz anzuwenden. So könnten sie das Abwasser von 2,5 Millionen Menschen überwachen.

Reproduktionsrate dank Abwasser berechnen

Das Ziel der Forschungsteams ist, die Daten aus dem Abwasser als eine Art Frühwarnsystem zu benutzen. Einerseits sollen die Methoden weiterentwickelt werden, um den Nachweis von sehr niedrigen Konzentrationen an Virusrückständen zu verbessern. Sie hoffen, die Viruszirkulation im Abwasser bereits vor den klinischen Falldaten zu erkennen, schreibt die Zeitung weiter.

Abwasserproben coronavirus
Abwassserproben werden auf das Coronavirus analysiert. - AFP/Archiv

Andererseits setzen sie darauf, statt die Fallzahlen die Reproduktionsrate zu berechnen. Diese zeigt die Anzahl Personen, die im Schnitt von einer infizierten Person angesteckt werden. Damit soll man das Auftreten von Covid-19-Erkrankungen schnell erkennen und entsprechend warnen können.

Keine perfekte Methode

Eine perfekte Überwachung erlaubt auch die Abwasser-Analyse nicht, stellen die Forscher klar. Zum Beispiel ist eine Vorhersage zum Verlauf der Infektionszahlen durch das Abwasser noch nicht möglich. Auch eine Aussage zur Dunkelziffer lässt sich damit noch nicht machen. Zudem gibt es Ungenauigkeiten in den Abwasserproben, da sie nicht jeden positiv getesteten Coronafall erfassen können.

Trotzdem könnte die Abwasser-Analyse in Zukunft zu einem wichtigen Instrument werden. Beispielsweise im Szenario, dass eine Impfung bereits vorhanden ist und die Fallzahlen zurückgehen. Dann liessen sich mit einer Abwasser-Analyse Hinweise finden, ob an bestimmten Orten das Virus doch noch zirkuliert.

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