MRT-Kontrastmittel macht Krebs im Frühstadium sichtbar
Eine neue MRT-Diagnostik aus Kiel hat das Potenzial, die Früherkrennung von Krebs grundlegend zu verändern. Ein Kontrastmittel steht dabei im Mittelpunkt.

Ein neues Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht es, Krebs deutlich früher zu erkennen als bisher möglich. Entwickelt wurde es am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel.
Die Methode basiert laut der «SHZ» darauf, Stoffwechselprozesse im Körper sichtbar zu machen, die auf eine Tumorbildung hindeuten können. Diese Innovation erlaubt es, Veränderungen im Gewebe bereits zu entdecken, bevor sich ein Tumor überhaupt gebildet hat.

Dadurch könnte die Behandlung von Krebserkrankungen künftig viel früher beginnen und gezielter erfolgen. Das Forschungsteam um Professor Rainer Herges will die neue Diagnostik so schnell wie möglich für Patienten verfügbar machen.
So funktioniert das neue Kontrastmittel
Das Kontrastmittel wird laut der «SHZ» speziell polarisiert, um das Signal im MRT um ein Vielfaches zu verstärken. Mithilfe quantenmechanischer Verfahren gelingt es, Stoffwechselvorgänge sichtbar zu machen, die im herkömmlichen MRT unsichtbar bleiben.
Nach der Injektion des Mittels beginnen die Zellen, die Inhaltsstoffe zu verarbeiten, wobei insbesondere Krebszellen einen auffällig erhöhten Stoffwechsel zeigen. Diese Aktivität lässt sich auf den MRT-Bildern als leuchtende Bereiche erkennen und gibt Hinweise auf mögliche Tumorherde.
Dadurch können Ärzte sehr gezielt und schnell Informationen über krankhafte Veränderungen im Gewebe gewinnen. MRTs sollen ab einem gewissen PSA-Wert beispielsweise Prostatakrebs nachweisen, wie «Zeit» berichtet.
Krebs schneller und frühzeitig entdecken
Mit der neuen Technik können Ärzte auch sehr früh feststellen, wie gut eine Therapie bei Krebs anschlägt. Dies ist ein entscheidender Fortschritt gegenüber bisherigen Methoden, bei denen Veränderungen oft erst spät sichtbar werden.

Die frühzeitige Erkennung ermöglicht es, bei Bedarf rechtzeitig auf andere Therapien umzusteigen. Das Mittel hilft zudem, die Aggressivität und das Stadium eines Tumors präzise einzuschätzen.
Um die Entwicklung zur Marktreife zu bringen, gründete Herges gemeinsam mit einem ehemaligen Doktoranden und einem Unternehmer das Start-up QuantView. Ziel des Unternehmens sei es, das innovative Kontrastmittel für die klinische Anwendung weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen.
Neues Verfahren ist günstiger
Bisherige Verfahren zur Herstellung solcher Kontrastmittel waren laut der «SHZ» zu langsam und zu teuer: Die Präparation einer Probe dauerte rund zwei Stunden, was einen klinischen Einsatz unpraktikabel machte.
Das neue Verfahren von Herges und seinem Team benötigt dafür nur noch drei Minuten. Zudem ist der benötigte Polarisator deutlich kleiner und günstiger – umgerechnet etwa 56'000 Franken.
Ein weiterer Vorteil: Die hohe Empfindlichkeit stammt aus dem Kontrastmittel selbst, nicht aus dem Gerät. So können auch Standard-MRTs zur Frühdiagnose von Krebs genutzt werden, was die Verbreitung der Methode erleichtert.