Falsche Lebensmittel-Deklarationen durch Computermodell aufdecken
An der Universität Basel wurde ein forensisches Instrument entwickelt, um falsche Deklarationen des geografischen Ursprungs von Lebensmitteln aufzudecken.

Das Wichtigste in Kürze
- Falsche Angaben zu Lebensmitteln kosten jährlich bis zu 37 Milliarden Franken.
- Dabei wird der Ursprung der Lebensmittel falsch deklariert.
- Mit der Analyse von Sauerstoffisotopen soll dem nun ein Ende gesetzt werden.
Botaniker der Universität Basel haben eine Methode entwickelt, um betrügerische Angaben zur geografischen Herkunft von Lebensmitteln zu entlarven. Das forensische Instrument beruht auf der Analyse von Sauerstoffisotopen.
Durch falsche Angaben zum geografischen Ursprung von Lebensmitteln entsteht jährlich ein wirtschaftlicher Schaden. Dieser reicht von 30 bis 40 Milliarden Dollar (rund 28 bis 37 Milliarden Franken). Denn vermeintliche Aprikosen aus der Schweiz beispielsweise lassen sich teurer verkaufen.

Um den Betrug aufzudecken, stützen sich Expertinnen und Experten etwa auf die stabilen Sauerstoffisotope in den Lebensmitteln. Dabei handelt es sich um den sogenannten Delta-O-18-Wert, wie sie im Fachmagazin «Scientific Reports» schreiben. Denn Temperatur, Niederschlag und Verdunstung schlagen sich auf dieses Mass nieder, wodurch sich die geografische Herkunft der Lebensmittel bestimmen lässt.
Weil dafür aber grosse Mengen an Referenz- und Vergleichsdaten gesammelt werden müssen, war dieses Verfahren bisher aufwändig und kostspielig. Dies teilte die Universität Basel am Montag mit. Die Basler Botaniker entwickelten nun ein auf Wetterdaten und Informationen zur Wachstumszeit einer Pflanze basierendes Computermodell. Mit diesem können sie das Sauerstoffisotopenverhältnis in Pflanzen simulieren.
Modell auch für Herkunft von Drogen einsetzbar
So lassen sich den Forschenden zufolge herkömmliche Anwendungen von stabilen Isotopen vereinfachen, beschleunigen und verbessern. Zudem werden genaue und präzise Zuordnungen der Herkunftsregionen ermöglicht. Die Probe aufs Exempel machten sie anhand eines 11-jährigen Delta-O-18-Referenzdatensatz für europäische Erdbeeren.
«Mit geringfügigen Anpassungen der Parameter kann unser Modell zur Bestimmung aller pflanzlichen Produkte genutzt werden». Dies liess der Basler Professor und Letztautor der Studie, Ansgar Kahmen, in der Mitteilung verlauten.
Gemäss der Universität Basel dürfte das Modell nicht nur in der Lebensmittelforensik eingesetzt werden. Auch können damit Ermittlungsarbeiten unterstützt werden, um die Herkunft konfiszierter Drogen zu bestimmen. Zudem könnten sich Naturschutzorganisationen wie WWF oder Greenpeace auf das Modell berufen, um Holz aus illegalen Quellen zu entlarven.