Eine Studie zeigt die steigende Abhängigkeit Deutschlands von Rohstoff- und Halbleiterimporten. 62 Prozent der Halbleiter wird aus nur fünf asiatischen Ländern bezogen.
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Deutschland ist stark abhängig von Gas und anderen Rohstoffen aus dem Ausland. - Sina Schuldt/dpa

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte warnt vor einer steigenden Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Rohstoff- und Halbleiterimporten. In den vergangenen zehn Jahren sei der Anteil der Einfuhren vor allem aus Asien rasant gewachsen, heisst es in einer am Dienstag vorgestellten Studie des Beratungsunternehmens.

Fast ein Viertel aller Halbleiter komme allein aus Taiwan, das Ende März von einem schweren Erdbeben getroffen wurde. Bei Batterien für E-Autos dominierten Importe aus China. Auch beim Batterie-Rohstoff Lithium sei die Volksrepublik der zweitwichtigste Lieferant nach Chile.

«Es ist höchste Zeit, hier einen Kurswechsel vorzunehmen», sagte Jürgen Sandau, für Lieferketten zuständiger Partner bei Deloitte. «Sonst drohen der deutschen Wirtschaft zum Beispiel im Fall eines eskalierenden Taiwan-Konflikts erhebliche Abschreibungen und Verluste.»

Zwischen dem Inselstaat und China gibt es immer wieder Spannungen, weil Peking die Insel zum Gebiet Chinas zählt, obwohl in Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung an der Macht ist.

Taiwan als Hauptlieferant

62 Prozent der Halbleiter beziehe die deutsche Industrie aus nur fünf asiatischen Ländern, heisst es in der Studie. Der grösste Teil entfalle mit 23 Prozent auf Taiwan, dem Sitz des weltgrössten Produzenten TSMC – mit stark steigender Tendenz. Dahinter folgten mit jeweils acht bis 13 Prozent Anteil Malaysia, China, die Philippinen und Thailand.

Dabei habe Deutschland gute Voraussetzungen für den Aufbau einer eigenen Chip-Produktion, sagte Sandau. Denn den wichtigsten Rohstoff Silizium bezieht es zu rund drei Vierteln aus Europa. Norwegen sei mit 58 Prozent der mit Abstand wichtigste Lieferant, gefolgt von Frankreich mit 15 Prozent.

Weltweit werde der Silizium-Markt dagegen von China dominiert, mit einem Anteil von 57 Prozent. Ganz anderes sehe es beim Batterie-Rohstoff Lithium aus.

Abhängigkeit vom Lithium

Hier sei die Abhängigkeit Deutschlands von China sogar noch grösser als weltweit. Während China den Angaben zufolge global nur sieben Prozent des Lithium-Bedarfs deckt, liegt der Anteil in Deutschland inzwischen bei 24 Prozent. Seit 2013, als China nur ein Prozent des in Deutschland importierten Lithiums geliefert habe, habe sich der Anteil vervielfacht.

Mit diesem rasanten Wachstum sei China im Begriff, Chile als wichtigstem Lieferanten der deutschen Industrieunternehmen den Rang abzulaufen, so Deloitte. Noch liege Chile mit 47 Prozent zwar vorn, doch 2013 habe der Anteil noch bei 76 Prozent gelegen. Weltweit entfielen weiter 61 Prozent des Lithiums-Geschäfts auf das südamerikanische Land.

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