Jeder vierte Ostdeutsche wählt AfD. Dies hat aber nichts mit der Nähe zu Geflüchteten zu tun. In Orten ohne Flüchtlinge ist der Zuspruch ebenfalls gross, zeigt
Die Angst vor dem «Asylchaos» wird nicht von der Anwesenheit von Geflüchteten im Wohnort beeinflusst. (Bild: Oxfordian Kissuth)
Die Angst vor dem «Asylchaos» wird nicht von der Anwesenheit von Geflüchteten im Wohnort beeinflusst. (Bild: Oxfordian Kissuth) - Community
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die enormen Stimmzuwächse der AfD werden oft mit der Ankunft vieler Flüchtlinge seit 2015 begründet.
  • Nun zeigt eine Studie: Die Zustimmung für die AfD hängt nicht davon ab, ob Geflüchtete am Wohnort eines Wählers leben.
  • Für die noch unveröffentlichte Studie untersuchten Soziologen 240 ostdeutsche Gemeinden und befragten 1 300 Bürger.

Ungefähr einer von vier Ostdeutschen in Brandenburg und Sachsen gaben am Wochenende der AfD ihre Stimme. Ähnlich wählten die ostdeutschen Bundesländer bei der letzten Bundestagwahl. Im Jahr 2015 war es nur jeder Zehnte. Der Zuwachs wird häufig mit der Ankunft vieler Flüchtlinge zwischen 2015 und 2016 begründet. Diesen Zusammenhang haben Soziologinnen und Soziologen aus Deutschland und den USA nun genauer untersucht und kommen zu einem überraschenden Ergebnis: Die Anwesenheit von Geflüchteten im Wohnort hat keinen Einfluss darauf, ob die Wahlberechtigten dort AfD wählen.

AfD Zustimmung wächst unabhängig von Flüchtlingsanteil

Die Forschenden untersuchten, wie die Bürgerinnen und Bürger in 236 ostdeutschen Gemeinden bei den Bundestagswahlen 2013 und 2017 gewählt haben. Die Hälfte der Gemeinden hatte in der Zwischenzeit Flüchtlinge aufgenommen, die andere Hälfte nicht. Vor der Flüchtlingskrise hatten alle einen Ausländeranteil von weniger als 1,5 Prozent. Ergebnis der Studie: Die Zustimmung zur AfD wuchs in beiden Gemeindearten zwischen 2013 und 2017 gleichermassen an, unabhängig davon ob in den Orten Geflüchtete lebten oder nicht.

Ergebnisse der Studie noch nicht defnitiv

Die Orte und Städte, die die Forschenden miteinander verglichen, waren – bis auf die Zahl der Migrantinnen und Migranten – einander ähnlich. Sie zählten ungefähr 3 000 Einwohnerinnen und Einwohner und ähnelten sich in Politik, Demografie und Geografie.

Die Ergebnisse wurden vor Kurzem auf dem Treffen der American Political Science Association in Washington DC vorgestellt, die zugehörige Studie ist allerdings noch nicht veröffentlicht. Sie wird derzeit von Fachleuten begutachtet, die Ergebnisse sind also noch nicht definitiv.

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