Daniel Koch: Wenn Putin und Trump Weihnachts-Geschenke falsch deuten
Vladimir Putin oder Donald Trump: Die Mächtigen dieser Welt sollten sich besser am «Weihnachtsmann» orientieren, schreibt Daniel Koch in seiner Kolumne.

Das Wichtigste in Kürze
- Daniel Koch war zwischen 2008 und 2020 BAG-Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten.
- Auf Nau.ch schreibt Koch regelmässig Kolumnen, diesmal über die Mächtigen.
- «Sie nehmen Geschenke lieber an, als dass sie Geschenke machen», schreibt Koch.
Jetzt kurz vor den Festtagen wünsche ich in erster Linie allen Leserinnen und Lesern frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.
Sicher haben viele auch schöne und ehrliche Geschenke erhalten – und können sich daran erfreuen. Auf das beste Geschenk für alle, eine Welt in Frieden, werden wir wohl noch etwas länger warten müssen.
Die mächtigsten Männer dieser Welt könnten der Menschheit zwar den Weltfrieden schenken. Oder zumindest einen grossen Teil davon. Aber ich glaube, sie nehmen Geschenke lieber an, als dass sie Geschenke machen.
Putins Geschenk: Ausbeutung fremder Nationen
Vladimir Putin, der russische Machthaber, versteht offensichtlich unter Geschenken die Übernahme, Unterdrückung und Ausbeutung fremder Nationen.

Anders kann man seine Ansprüche auf die Kontrolle im Osten Europas inklusive der Eroberung der Ukraine oder deren Teilgebiete nicht verstehen.
Geschenkte Rückgabe von Hongkong
Auch der chinesische Machtinhaber hat die geschenkte Rückgabe von Hongkong mit der Abschaffung der Autonomie und Selbstverwaltung verdankt.
Seine Ansprüche auf den Inselstaat Taiwan destabilisieren den asiatischen Raum, friedliche Kooperation sieht anders aus.
Donald Trump wünscht sich Friedensnobelpreis
Und der amerikanische Präsident Trump bezeichnet sich selber zwar gern als den grossen Friedensstifter und forderte auch unverfroren den Friedensnobelpreis.

Den erhielt er zwar nicht, aber der Schweizer Gianni Infantino, Präsident des Weltfussballverbandes Fifa, hat ihm unverzüglich einen Friedenspreis geschenkt.
Trump hat ihn sich selber umgehängt, als sei es das selbstverständlichste der Welt.
Rolex und Goldbaren aus der Schweiz
Genau so selbstverständlich liess er sich ein milliardenteures Flugzeug schenken und nahm eine goldene Rolex und einen Goldbarren von privaten Schweizer Geschäftsleuten an.
Aber sind solche edlen Gaben, die man dank gewährter Vergünstigungen erhält, wirklich Geschenke?
Mafiöses Geschäftsgebaren
Das politische Handeln der Mächtigsten dieser Welt erinnert zurzeit eher an mafiöses Geschäftsgebaren als an diplomatisches Verhandeln. Oder an die Suche nach einem friedlichen, respektvollen Zusammenleben der Weltengemeinschaft.
Rechtsstaatlichkeit und Gewaltentrennung sind einem populistischen Demokratieverständnis gewichen, bei dem Mehrheiten die Bedürfnisse von Minderheiten nicht mehr respektieren und schützen, sondern negieren.
Drohungen, Waffengewalt, Korruption und Schutzgeld-Erpressungen kennt man nicht nur aus Gangsterfilmen. Sie scheinen auch in der Politik gängige Praxis zu werden.
Rechtsstreitigkeiten dienen nur noch dazu, die Gegner einzuschüchtern oder ihnen zu schaden. Es geht nicht mehr um Recht und Gerechtigkeit. In einer solchen Welt wird niemandem nichts geschenkt.
Frieden, Gerechtigkeit und Freude
Dabei steht doch gerade die Weihnachtszeit für Frieden, Gerechtigkeit und Freude.
Auf der ganzen Welt werden Kinder mit Geschenken überrascht. Und dass die Geschenke vom «Weihnachtsmann» kommen, ist nicht nur eine schöne Tradition.
Sondern widerspiegelt den eigentlichen, ursprünglichen Sinn und das Ziel des Schenkens. Nämlich dem Beschenkten eine Freude zu bereiten, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Am «Weihnachtsmann» orientieren
Die einzige Gegenleistung, die der «Weihnachtsmann» erhält, ist das freudige Strahlen der Kinderaugen.
Vielleicht könnten sich die Mächtigen dieser Welt auch einmal am «Weihnachtsmann» orientieren.
Und mit etwas mehr Frieden Angst und Schmerzenstränen in Millionen von Kinderaugen vermeiden.
Zum Autor
Daniel Koch war zwischen 2008 und 2020 Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Er ist der Öffentlichkeit als «Mister Corona» bekannt und schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch. Koch lebt im Kanton Bern.












