Zwischen EU und Russland: Moldawien wählt neues Staatsoberhaupt
Die stimmberechtigte Bevölkerung von Moldawien wählt am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt. Die ersten Ergebnisse werden in der Nacht auf Montag erwartet.

Das Wichtigste in Kürze
- Moldawien wählt am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt.
- Erste Ergebnisse werden in der Nacht auf Montag erwartet.
Im krisengeschüttelten Moldawien ist am Sonntag ein neuer Präsident gewählt worden. Als Favorit galt Amtsinhaber Igor Dodon, der für einen russlandfreundlichen Kurs steht. Aussichtsreichste Herausforderin ist die prowestliche Ex-Ministerpräsidentin Maia Sandu.
Beide waren bereits vor vier Jahren gegeneinander angetreten. Mit ersten Ergebnissen wurde in der Nacht zum Montag gerechnet. Sollte keiner die erforderliche Mehrheit erhalten, kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl.
Viele Emigranten
Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission in der Hauptstadt Chisinau herrschte in den Wahllokalen im Ausland grosser Andrang. Neben Deutschland sei dies etwa in Kanada, Israel, Frankreich, Italien und Spanien der Fall gewesen. Viele Moldauer haben ihre Heimat wegen fehlender Perspektiven verlassen. Die frühere Sowjetrepublik gilt als das ärmste Land Europas.

Das für den Weinanbau bekannte Land Moldawien liegt im politischen Spannungsfeld zwischen Russland und der EU. Es steckt sich seit der Unabhängigkeit 1991 in einer Dauerkrise: Ihr Grenzland zur Ukraine östlich des Flusses Dnestr hat sich als Transnistrien faktisch abgespalten. Dort hat Russland Truppen mit UN-Mandat stationiert. Auch mit dem autonomen Gebiet Gagausien kommt es bisweilen zu Spannungen.
Dodon sagte moldauischen Medien zufolge bei seiner Stimmabgabe, er habe für Entwicklung, Frieden, Stabilität und für eine ausgewogene Aussenpolitik gestimmt. Das Land ist gespalten in einerseits Befürwortern, die an den Beziehungen zu Russland festhalten. Und andererseits denjenigen, die eine Annäherungen an die EU wollen. Dafür hatte sich Sandu ausgesprochen.
Wirtschaftskrise wegen des Coronavirus
Bei ihrer Stimmabgabe sagte die 48-Jährige: «Ich habe für einen Staat gestimmt, der Korruption bekämpft.» Sie habe das Gefühl, das «die Dinge nach dieser Präsidentenwahl besser werden». Die Menschen sollten «an die Macht der Abstimmung glauben».

Zudem rief sie Wähler auf, Verstösse bei der Abstimmung zu melden. Es gab Berichte über Unstimmigkeiten. Die Wahlkommission teilte mit, es seien Beschwerden eingereicht worden, die geprüft würden.
Moldawien ist wegen der Corona-Pandemie noch tiefer in eine Wirtschaftskrise gerutscht. Am Wahltag gab es der offiziellen Statistik zufolge mehr als 500 Neuinfektionen. Seit dem Frühjahr habe es damit mehr als 76'000 Fälle gegeben.