Ein erst 19-jähriger Schlepper muss für sieben Jahre in Haft. Der Lette transportierte 30 Syrer in einem luftdicht verschlossenen Transporter – zwei starben.
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Am Montagvormittag hat am Landesgericht Eisenstadt der Prozess gegen einen 19-jährigen Schlepper begonnen, in dessen Klein-Lkw im vergangenen Oktober an der Grenze zu Ungarn bei Siegendorf ( - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Gericht in Österreich verurteilt einen 19-jährigen Schlepper zu sieben Jahren Haft.
  • Der Lette fuhr im Oktober 2021 30 Syrer in einem luftdicht verschlossenen Transporter.
  • Zwei der Flüchtlinge kamen bei der Fahrt von Ungarn nach Österreich ums Leben.

Das Schleppen von 30 Syrern mit zwei Toten hat für einen 19-jährigen Letten grosse Konsequenzen. Der Teenie muss nach dem Entscheid des Landesgerichts Eisenstadt in Österreich für sieben Jahre ins Gefängnis.

Zwei Tote nach 8-Stunden-Horror

Der 19-Jährige holte im Oktober 2021 30 Syrer aus einem Waldstück an der serbisch-ungarischen Grenze ab. Das Ziel der Flüchtlinge war Österreich.

Die Schlepper zwangen die 30 Menschen trotz zu wenig Platz in das kleine Auto. Dort waren sie ohne Essen und Trinken acht Stunden lang luftdicht verschlossen. Frischluft gab es somit keine.

Die Fahrt hatte schlimme Folgen: Zwei Syrer kamen ums Leben.

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Flüchtlinge im Oktober 2015 an der deutsch-österreichischen Grenze. Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH

Aufgeflogen ist der Transporter bei einer Kontrolle in Österreich. Der Fahrer konnte laut der «Kleinen Zeitung» zunächst fliehen, wurde aber zwei Monate später in Lettland festgenommen. Im Besitz eines Führerscheins war er nicht.

Flüchtlinge wurden «wie Tiere reingeladen»

Gemäss der Staatsanwältin blieb im Kleintransporter für jeden Flüchtling Platz in der Grösse eines A3-Papiers. Die Ladefläche für die 30 Menschen war insgesamt 2 Meter breit, 2,5 Meter lang und 1,40 Meter hoch. «Die haben uns wie Tiere da reingeladen, als wären wir keine Menschen», zitiert die «Kronen Zeitung» einen Flüchtling.

Die Luft im Transporter wurde einem Syrer zufolge bereits nach drei Stunden knapp. «Wir haben geklopft, geschrien und versucht, die Türe zu öffnen.» Als sie dann auf war, habe man sie aus Angst vor dem Auffliegen und der ungarischen Polizei stets wieder geschlossen.

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Einsatzkräfte der Polizei und der Spurensicherung neben einem abgestellten Lastwagen in Österreich, in dem 30 verstorbene Flüchtlinge gefunden wurden, im Jahr 2015. - Keystone

Die beiden Verstorbenen erstickten gemäss Gutachten noch in Ungarn. Sie sollen in der Mitte des Fahrzeuges gestanden haben.

Verteidigung: Auch der Fahrer «hatte furchtbaren Hunger»

Der Fahrer wusste laut Verteidigung nichts von der akuten Lebensgefahr der Menschen hinter ihm. Beim Einladen der Flüchtlinge sei er nicht dabei gewesen, dazu habe er mit einer kürzeren Fahrzeit gerechnet.

Zum Schutz des wegen Mord angeklagten 19-Jährigen sagte die Verteidigung dann sogar: «Er hat auch kein Wasser oder Essen mitgehabt. Er hatte auch furchtbaren Hunger.»

Der 19-Jährige bekannte sich vor Gericht der Schlepperei schuldig, nicht aber des Mordes. Verurteilt wurde er nun wegen Schlepperei und Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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