Nach den Erdbeben vor einer Woche wurden in der Türkei nun rund 113 Haftbefehle gegen Immobilienhaie ausgesprochen. Die Polizei will sie an der Flucht hindern.
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Rettungskräfte suchen nach Opfern in den Trümmern des zerstörten 12-stöckigen Gebäudes der Ronesans Residence in Antakya. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Türkei und Syrien starben vor einer Wochen über 35'000 Menschen bei Erdbeben.
  • Wegen schlampiger Bauarbeiten wurden bisher 113 Haftbefehle ausgesprochen.
  • Videos zeigen, wie zwei Immobilienhaie bei ihrer Flucht aus dem Land verhaftet werden.

Vor einer Woche bebte in der Türkei und Syrien die Erde. Mittlerweile ist die Zahl der Todesopfer auf über 35'000 gestiegen. Es wird aber befürchtet, dass in den Trümmern der Gebäude mehr als 50'000 Menschen zu Tode kamen.

Nebst den Aufräumarbeiten beginnen nun bereits die Verhaftungen der Verantwortlichen. Denn es wird nicht nur Kritik gegen die Regierung laut, sondern auch gegen die ganze Baubranche.

Bisher wurden laut des türkische Vizepräsidenten Fuat Oktay rund 113 Haftbefehle gegen Bauunternehmer ausgestellt. Diese sollen aus Profitgier angeblich Vorschriften ignoriert und schlampige Bauarbeiten zugelassen haben.

Polizei stoppt Immobilienhaie am Flughafen

Am Istanbuler Flughafen wurde am Freitag Mehmet Yasar Coskun festgenommen. Videoaufnahmen zeigen, wie die Polizei den Immobilien-Hai beim Versuch nach Montenegro zu fliehen, stoppen kann. Coskun ist verantwortlich für den eingestürzten Wohnblock Ronesans in Antakya.

Schäbig gebaute Gebäude - sollen Immo-Haie nach Erdbeben zur Rechenschaft gezogen werden?

Ein zweiter Bauunternehmer – Mehmet Ertan Akay – wurde ebenfalls bei seiner Verhaftung gefilmt. Auch er versuchte am Samstag zu fliehen. Er ist der Bauunternehmer des in der Stadt Gaziantep eingestürzten Apartmentkomplexes Ayse Mehmet Polat.

Die türkische Polizei hat bereits mindestens 12 Personen in Gewahrsam genommen. Einer der festgenommenen Unternehmer, Yavuz Karakus, erklärte gegenüber Reportern: «Mein Gewissen ist rein. Ich habe 44 Gebäude gebaut, vier von ihnen wurden abgerissen. Ich habe alles nach den Regeln gemacht», zitierte ihn die DHA.

Korruption und Amnestien

Bereits seit Jahren warnen Experten davor, dass viele Gebäude in der Türkei wegen Korruption unsicher sind. Laut der BBC habe die Regierung den Bauboom fördern wollen. Dies durch Amnestien von Bauunternehmer, die Vorschriften umgingen.

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Ein Retter steht vor einem zerstörten Gebäude in Gaziantep im Südosten der Türkei. - keystone

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will nichts von diesen Beschuldigungen wissen. Er gab bei einem Besuch im Katastrophengebiet dem Schicksal die Schuld.

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