«Wir zählen unsere Toten» – Drogengewalt schockt Marseille

Keystone-SDA
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Frankreich,

In Marseille erschossen Drogenbosse mutmasslich den Bruder eines Kritikers der Rauschgiftkriminalität. Frankreichs Präsident Macron berief ein Krisentreffen.

Emmanuel Macron
Präsident Emmanuel Macron lud mehrere Minister zu einem Krisentreffen zum Kampf gegen Drogenkriminalität. (Archivbild) - dpa

Drogenbosse haben in Marseille den Bruder eines bekannten Kritikers der Rauschgiftkriminalität mutmasslich zur Einschüchterung erschiessen lassen und damit einen frankreichweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst. Präsident Emmanuel Macron lud mehrere Minister zu einem Krisentreffen zum Kampf gegen Drogenkriminalität und sagte, dass der Handel Frankreichs Städte destabilisiere und die Gesellschaft schwäche, wie Regierungssprecherin Maud Begeon nach einer Kabinettssitzung sagte.

Der 20-jährige Mehdi Kessaci war am vergangenen Donnerstag in der südfranzösischen Hafenstadt von einem Motorrad aus erschossen worden. Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez sprach nach der Krisensitzung am Dienstag von einer «Einschüchterungstat», weit entfernt von einer «klassischen Abrechnung», wie es sie in der Drogenhochburg Marseille jedes Jahr dutzende Male gibt.

Aktivist Amine Kessaci wird zur Zielscheibe der Drogenbanden

Amine Kessaci (22), der Bruder des Erschossenen, ist Gründer des Vereins Conscience, der von Drogenkriminalität und ihren Folgen betroffenen Familien beisteht. Damit ist er den Drogenbanden ein Dorn im Auge.

Die führende französische Tageszeitung «Le Monde» erschien am Mittwoch auf der ersten Seite mit einem Foto und einem Appell von Amine Kessaci unter dem Titel «Warum ich nicht schweigen werde». «Angesichts eines solchen Feindes muss der Staat die Lage einschätzen und begreifen, dass ein Kampf auf Leben und Tod begonnen hat. Es ist Zeit zu handeln (...)», schrieb Kessaci. «Wir zählen unsere Toten, aber was unternimmt der Staat

Kessaci klagt Drogenelend und Staatsversagen an

Vor wenigen Wochen erst hatte Kessaci das Buch «Marseille, essuie tes larmes» (Marseille, trockne deine Tränen) veröffentlicht. Darin prangert er an, dass der Staat den Bewohnern der abgehängten und vom Drogenhandel dominierten Hochhausvierteln kaum eine Perspektive biete. Auslöser für Kessacis Engagement war der Tod eines älteren Bruders, der 2020 im Drogenmilieu erschossen wurde.

Hinter der Tötung an Mehdi Kessaci könnte als Auftraggeber der Chef der mächtigen Drogenbande DZ Mafia in Marseille stecken, berichtete die Zeitung «Le Parisien» unter Verweis auf die Ermittlungen. Dieser gelte trotz seiner Inhaftierung als Auftraggeber etlicher Morde im Drogenmilieu.

Kommentare

User #4077 (nicht angemeldet)

Früher oder später muss auch die Französiche Politik einsehen, dass vernünftige Legalisierung in Teilbereichen bessere Erfolge bringt als endloser Drogenkrieg.

User #5923 (nicht angemeldet)

80% der Franzosen sehen Kein Problem

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