Wien begeht den 300. Todestag des Künstlers Johann Bernhard Fischer von Erlach mit einer Würdigung seiner Werke. Er hat die Wiener Hofstallungen erbaut.
Das Projekt von Tillmann Kaiser (Künstler) am Montag, 23. Oktober 2023, anlässlich einer Presseführung «MQ-Skulpturenprojekt im Jubiläumsjahr Fischer von Erlach» – Künstlerische Gestaltung der barocken Hauptfassade, in Wien, Österreich. - keystone

Ein pompöser Pferdestall als Display für zeitgenössische Kunst: Das Wiener Museumsquartier (MQ) klinkt sich in die Würdigungen für Johann Bernhard Fischer von Erlach ein. Der Todestag des bedeutenden Architekten und Bildhauers jährt sich in diesem Jahr zum 300. Mal.

Der Barockmeister hat die Wiener Hofstallungen erbaut. Dort ist heute das MQ untergebracht. Ab sofort zeigt sich ein kleiner Teil der Hauptfassade des Kulturareals in ungewohnter Optik. Sechs halbrunde Nischen werden mit Skulpturen bespielt.

Verantwortlich dafür sind die aus Südtirol stammende Künstlerin Sonia Leimer und der aus Graz gebürtige Künstler Tillmann Kaiser. Beide haben in einem vom MQ ausgerichteten Wettbewerb die Jury überzeugt. Die Aufgabe war, für je drei der insgesamt 40 Halbnischen entlang der rund 350 Meter langen Fassade räumliche Interventionen zu schaffen.

Einjährige Genehmigung

Das Duo habe sehr unterschiedliche Zugänge im Umgang mit der gegebenen Architektur gewählt, erklärte MQ-Direktorin Bettina Leidl am Montag bei der Präsentation. Die Bespielung ist temporär angelegt. «Wir haben die Genehmigung des Bundesdenkmalamtes für ein Jahr», sagte Leidl.

Leimer hat für die drei, links des Haupteingangs gelegenen Arbeiten recht voluminöse Objekte aus Aluminium gewählt. Wie silbrige Abgüsse der Nischenform ragen sie unterschiedlich weit aus den Leerstellen heraus. Sie habe die Frage interessiert, inwieweit die Fassade zum öffentlichen Raum gehöre und wie weit die Stadt in die Nische hinein rage. Sie verwies darauf, dass sich nicht nur Fischer von Erlachs Architektur, sondern auch die Umgebung in ihren Skulpturen spiegeln sollen.

Kaisers Umgang mit den drei rechts gelegenen Nischen geht auf den ersten Blick weniger auf die barocke Gliederung ein. Er füllt die Leerräume mit geometrischen Formen aus weissem Edelstahl, die wie überdimensionale Origami-Faltungen wirken. Er sei nicht mit einer fix fertigen Idee an die Sache herangegangen, sondern habe zuerst ein Modell der Nische gebaut, um dann Schritt für Schritt die Skulpturen einzupassen. «Sie sind gewachsen wie eine Pflanze, wobei jede aus einem eigenen Samen gekommen ist», so der Künstler.

Ein bedeutender Barockbaumeister

Leidl erinnerte daran, dass die Hofstallungen 1725 und damit erst zwei Jahre nach dem Tod Fischer von Erlachs fertiggestellt wurden. Es gebe Hinweise darauf, dass der Architekt für die Nischen Skulpturen vorgesehen hatte, diese dann aber nicht mehr umgesetzt wurden: «Für uns ist nun interessant, inwieweit die Barockfassade als Display für zeitgenössische Interventionen fungieren kann.»

Fischer von Erlach (1656-1723) gilt als einer der bedeutendsten Barockbaumeister Europas. Neben den Hofstallungen schuf er etwa mit der Wiener Karlskirche, der Hofbibliothek (heute Nationalbibliothek) oder der Salzburger Kollegienkirche Ikonen der Architekturgeschichte.

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