Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einem drastischen Anstieg der Krebserkrankungen in armen Ländern.
Krebs-Operation im französischen Dijon
Krebs-Operation im französischen Dijon - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Zahl der Krebstoten in Europa sinkt langsam.
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In Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen drohe die Zahl der Krebsfälle bis zum Jahr 2040 um 81 Prozent zu steigen, warnte die WHO am Dienstag in einem Bericht zum Weltkrebstag. In Europa sterben nach offiziellen Angaben dagegen von Jahr zu Jahr weniger Menschen an Krebs.

Als Grund für den erwarteten starken Anstieg der Krebserkrankungen in armen Ländern nannte die WHO, dass in diesen Ländern der Schwerpunkt auf die Bekämpfung von Infektionen und die Versorgung von Müttern und kleinen Kindern gelegt werde. Massnahmen gegen den Krebs würden dabei vernachlässigt.

In armen Ländern ist nach Angaben der WHO oft auch die Krebssterblichkeit hoch. Nach Angaben der Direktorin der Internationalen Agentur für Krebsforschung, Elisabete Weiderpass, führten Verbesserungen bei der Krebsbehandlung in den reichen Ländern im Zeitraum zwischen 2000 und 2015 zu einem 20-prozentigen Rückgang der Todesfälle. In den ärmeren Ländern sei hingegen nur eine fünfprozentige Verringerung erreicht worden. Überall auf der Welt müssten Krebspatienten von den Therapie-Verbesserungen «gleichermassen profitieren», forderte sie.

WHO-Vizegeneraldirektor Ren Minghui sagte, die Zahlen sollten ein «Weckruf für uns alle» sein. Die Unterschiede zwischen armen und reichen Ländern bei der Krebsbekämpfung seine «inakzeptabel». Wenn Betroffene Zugang zu Vorsorge und Überweisungen hätten, könne Krebs früh diagnostiziert, effektiv behandelt und geheilt werden.

In ihrem Bericht schätzt die WHO, dass die Krebserkrankungen in der gesamten Welt bis 2040 um 60 Prozent zunehmen werden. Nach Schätzung der Organisation könnten zusätzliche Investitionen von 23 Milliarden Euro innerhalb der nächsten zehn Jahre rund sieben Millionen Menschen vor dem Tod durch Krebs bewahren. Krebsbekämpfung «muss nicht teuer sein», sagte der WHO-Experte Andre Ilbawi.

Obwohl die Zahl der Krebstoten in Europa zurückgeht, sind Krebserkrankungen nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat weiterhin die Ursache jedes vierten Todesfalls in der EU. Demnach starben im Jahr 2016 - dem letzten Jahr, für das vollständige Daten vorlagen - in der EU 1,2 Millionen Menschen durch bösartige Gewebe-Neubildungen, Tumore und Lymphome.

In den damals noch 28 EU-Ländern gab es den Statistikern zufolge rund 259 Krebstote pro 100.000 Einwohner. Mit 345 Todesfällen verzeichnete Ungarn die höchste krebsbedingte Todesrate. Auch in Kroatien, der Slowakei und Slowenien starben jeweils mehr als 300 von 100.000 Einwohnern an Krebs.

Die niedrigsten Todesraten durch Krebserkrankungen wurden in nordischen Ländern wie Finnland und Schweden und in Mittelmeerländern wie Zypern, Malta und Spanien verzeichnet. Deutschland liegt mit 253 Krebstoten pro 100.000 Einwohnern laut Eurostat knapp unter dem EU-Durchschnitt.

«Im Zeitraum von 2011 bis 2016 ist die altersstandardisierte Sterblichkeitsrate langsam aber stetig gesunken», erklärte die Statistikbehörde. In einigen Ländern stieg die Zahl der Krebstoten allerdings auch an, vor allem in Rumänien.

Bei Männern lag der Anteil der Krebstoten an den gesamten Todesfällen bei 29 Prozent, bei Frauen bei 23 Prozent. Jeder vierte männliche Krebstote starb an Lungenkrebs, zwölf Prozent starben an Darmkrebs. Bei Frauen ist Brustkrebs mit 17 Prozent die häufigste Krebserkrankung mit Todesfolge, darauf folgt Lungenkrebs mit 15 Prozent.

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