Nach Medienberichten über mutmassliche Spionage durch Moskau hat das Aussenministerium der Republik Moldau den russischen Botschafter einbestellt.
Blick auf das Zentrum von Chisinau.
Blick auf das Zentrum von Chisinau. - Ulf Mauder/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Moldau bestellte den russischen Botschafter aufgrund des Verdachts auf Spionage ein.
  • Auslöser waren ungewöhnlich viele Antennen und Empfänger auf dem Dach der Botschaft.

Am Montag hatte das unabhängige Internetportal «The Insider» zusammen mit moldauischen Medien über russische Geheimdienstler berichtet, die vom Dach der russischen Botschaft in Chisinau aus illegale Abhöraktionen durchführen sollen.

«Der Botschafter der Russischen Föderation in (der moldauischen Hauptstadt) Chisinau wird zum Aussenministerium vorgeladen, um die entstandene Situation klarzustellen und zu erläutern», schrieb die Behörde des zwischen der Ukraine und Rumänien gelegenen Landes am Dienstag auf Telegram.

Verdacht wegen vieler Antennen auf Botschaftsdach

Die Reporter schöpften eigenen Angaben zufolge wegen der vielen Antennen und anderen Signalempfängern auf dem Botschaftsdach Verdacht. Insgesamt zählten sie 28 Geräte, die in der Lage sein sollen, verschiedene Arten von Signalen zu empfangen. So sollen etwa Mobiltelefonanrufe abgehört und Internetdaten abgefangen werden können.

Dem Portal zufolge werden die Geräte von Mitarbeitern des russischen Militärgeheimdienstes GRU und des Auslandsgeheimdienstes SWR betreut. Einige von ihnen konnten nach ihrer Arbeit auf dem Dach identifiziert werden. Aus Moskau gab es bis zum Dienstagnachmittag keine offizielle Reaktion auf die Berichte.

Traditionell starker russischer Einfluss in Moldau

Ähnliche Technik wurde schon auf den Dächern russischer Anlagen in Warschau oder Brüssel entdeckt. Russische diplomatische Einrichtungen in Europa werden seit längerem immer wieder als «Spionage-Nester» bezeichnet.

«Wir betrachten jegliche Spionagehandlungen und ausländische Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Republik Moldau, die eine direkte Bedrohung der Souveränität und nationalen Sicherheit unseres Staates darstellen, als absolut inakzeptabel», schrieb das moldauische Aussenministerium in Chisinau.

In der von Armut und politischen Krisen geplagten Ex-Sowjetrepublik Moldau hat Russland traditionell einen grossen Einfluss – insbesondere in der abtrünnigen Region Transnistrien, wo seit den 1990er Jahren russische Soldaten stationiert sind.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine warnten internationale Beobachter immer wieder davor, dass Moskau Unruhen in der Region als Vorwand nutzen könnte, um die Lage zu eskalieren.

Auch die proeuropäische Präsidentin von Moldau, Maia Sandu, beklagte zuletzt immer wieder Einmischung und geplante Umsturzversuche durch russische Geheimdienste in ihrem Land.

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