Er hat die Parlamentswahl gewonnen - aber nicht etwa, weil er besonders charismatisch wäre. Vielmehr überzeugte der künftige griechische Premier die Wähler als nüchterner Technokrat.
Kyriakos Mitsotakis (2.v.r) gilt als überzeugter Modernisierer. Foto: Petros Giannakouris/AP
Kyriakos Mitsotakis (2.v.r) gilt als überzeugter Modernisierer. Foto: Petros Giannakouris/AP - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In den vergangenen Tagen hat Kyriakos Mitsotakis seine Genugtuung kaum noch verbergen können.

Sämtliche Umfragen und Prognosen sahen ihn als neuen Ministerpräsidenten Griechenlands - die Frage war nur noch, wie hoch der Sieg seiner konservativen Partei Nea Dimokratia ausfallen würde.

Nun ist es amtlich: Am Sonntag sprachen sich die Griechen klar für den 51 Jahre alten Parteichef als künftigen Premier aus. Dass schon Mitsotakis' Vorfahren die griechische Politik prägten, hat es ihm auf seinem Weg nicht gerade leicht gemacht.

Mitsotakis ist Spross einer der grössten griechischen Politiker-Dynastien: Die politischen Wurzeln der Familie aus Kreta gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Ein Grossonkel regierte das Land Anfang des 20. Jahrhunderts 15 Jahre lang. Mitsotakis' Vater Konstantinos war von 1990 bis 1993 Premier, seine Schwester Dora Bakogianni war griechische Aussenministerin und Bürgermeisterin von Athen, heute ist ihr Sohn Bürgermeister der Hauptstadt.

Politik von der Wiege an - das mag Vorteile haben, ist in Griechenland aber auch ein handfester Nachteil. Polit-Clans wie die Familien Mitsotakis, Karamanlis und Papandreou gelten als die Hauptverantwortlichen für die Vetternwirtschaft, die wiederum die schwere Finanzkrise der vergangenen Jahre mitverursacht hat.

Von diesem Erbe muss Mitsotakis sich befreien. Optisch hat er sich bereits gelöst: Wie sein Kontrahent Alexis Tsipras tritt der verheiratete hochgewachsene Politiker und Vater dreier Kinder gern in Jeans und weissem Hemd auf, ohne Krawatte, zwei Knöpfe offen, die Ärmel hochgekrempelt.

Die hochgekrempelten Ärmel können auch im übertragenen Sinne verstanden werden: Der studierte Wirtschaftsanalytiker hat viel vor und den gebeutelten griechischen Wählern einiges versprochen. Er will das Land wieder auf Wachstumskurs bringen, Arbeitsplätze schaffen, Steuern senken und Bürokratie bekämpfen. Um das zu erreichen und seine Tatkraft unter Beweis zu stellen, hat er die sonst vierwöchige parlamentarische Sommerpause auf eine Woche gekürzt.

Mitsotakis gilt als überzeugter Modernisierer. Während seiner Amtszeit als Minister für Verwaltungsreformen von 2013 bis 2015 versuchte er, den Staatsapparat effektiver zu machen. Später wurde er von den Konservativen zum Parteichef gewählt - die ND brauchte einen jüngeren Mann, um dem heute 44 Jahre alten linken Regierungschef Alexis Tsipras Paroli zu bieten. Dass Mitsotakis nicht so charismatisch ist wie Tsipras, der vor vier Jahren die Massen bewegte und noch heute viele begeistert, machte er mit Pragmatismus wett. Von populären Parolen haben viele Griechen ohnehin genug.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

VaterSteuernRegierungschef