Verschärfte Maskenpflicht in Österreich und England
Wegen der zuletzt deutlich gestiegenen Zahl an Corona-Neuinfektionen gilt in Österreich seit Freitag wieder eine verschärfte Maskenpflicht, auch in England müssen die Menschen beim Einkaufen nun einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Das Wichtigste in Kürze
- Anstieg der Neu-Infektionen bewegt Regierungen in Wien und London zur Kehrtwende.
Die Infektionskurve müsse unbedingt wieder «runtergedrückt» werden, erklärten die österreichischen Gesundheitsbehörden. In Grossbritannien warb Premierminister Boris Johnson derweil für die strengeren Massnahmen - und bezeichnete alle Impfgegner dabei als «irre».
In Österreich muss ein Mund-Nasen-Schutz seit Freitag wieder in Supermärkten und anderen Lebensmittelgeschäften getragen werden. Gleiches gilt an Tankstellen, in Bank- und Postfilialen sowie beim Besuch von Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen. Eigentlich hatte das Land seine strengen Bestimmungen schon deutlich gelockert, zuletzt galt die Maskenpflicht nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln und Apotheken.
Mit der Kehrtwende reagierte die Regierung in Wien auf einen deutlichen Anstieg der Neu-Ansteckungen mit dem Coronavirus. Am Montag hatte die Zahl der Covid-Erkrankten in österreichischen Krankenhäusern erstmals seit Ende Mai wieder die Marke von hundert Patienten überschritten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober warnte am Freitag aber vor Panik. Es gebe «keinen Grund für Alarmismus», sagte er mit Verweis auf deutlich höhere Zahlen im März.
Innerhalb von 24 Stunden wurden Anschober zufolge in Österreich 115 neue Corona-Infektionen registriert, am Donnerstag waren es noch 170. Insgesamt steckten sich bisher mehr als 20.000 Menschen mit dem neuartigen Virus an, 711 Erkrankte starben.
Auch in England müssen seit Freitag Masken in Geschäften getragen werden. Die britische Regierung hatte die Maskenpflicht in Geschäften zunächst unbedingt vermeiden wollen, um den Handel und die Wirtschaft nicht zusätzlich zu belasten. Doch nun vollzog Premierminister Boris Johnson, der wegen seiner Corona-Politik massiv in der Kritik steht, eine Kehrtwende.
Die britische Regierung ist nur für die Corona-Massnahmen in England zuständig, nicht für Nordirland, Schottland und Wales. Mit mehr als 296.000 Infektions- und 45.500 Todesfällen zählt Grossbritannien zu den am schwersten betroffenen Ländern weltweit. Von der Regierung beauftragte Experten haben davor gewarnt, dass bei einer zweiten Corona-Welle allein in Krankenhäusern fast 120.000 Menschen sterben könnten, wenn nicht rechtzeitig gehandelt würde.
Bei einem Besuch eines Krankenhauses im Osten Londons zeigte sich Johnson am Freitag demonstrativ mit Maske und begrüsste die Mitarbeiter mit Ellenbogen-Check. Er warb für die Corona-Schutzmassnahmen und vor allem für ein breit angelegtes Programm zur Grippeschutzimpfung. Die Regierung befürchtet, dass eine schwere Grippesaison in Verbindung mit einer zweiten Corona-Welle die Gesundheitsdienste des Landes überfordern könnte.
In diesem Zusammenhang wandte sich Johnson mit drastischen Worten gegen alle Impfkritiker. «Jetzt gibt es all diese Impfgegner. Die sind irre», sagte er. Das britische Gesundheitsministerium plant, mehr als 30 Millionen Menschen in diesem Jahr zu impfen. Der Grippeimpfstoff soll für die am stärksten gefährdeten Gruppen - darunter Menschen mit Vorerkrankungen, Ältere sowie jüngere Kinder - kostenlos zur Verfügung stehen.