Verhafteter türkischer Journalist Altan bekommt Scholl-Preis
Ahmet Altan wird dieses Jahr der Geschwister-Scholl-Preis verliehen. Der Journalist erhält die Auszeichnung für sein Buch mit Texten aus dem Gefängnis.

Das Wichtigste in Kürze
- Der diesjährige Geschwister-Scholl-Preis geht an Ahmet Altan.
- Er wird für «Ich werde die Welt nicht wiedersehen. Texte aus dem Gefängnis» ausgezeichnet.
- Der türkische Journalist befindet sich in der Türkei in Haft.
In der Türkei ein Gefangener, in Deutschland ein gefeierter Preisträger: Der türkische Journalist Ahmet Altan bekommt in diesem Jahr den Geschwister-Scholl-Preis – in Abwesenheit. Eine hochpolitische Entscheidung.
Der türkische Journalist Ahmet Altan (69) bleibt nach Angaben seiner Vertrauten Yasemin Congar auch nach seiner erneuten Inhaftierung optimistisch. «Er ist erstaunlich und hat eine grosse innere Stärke», sagte sie am Montag.
Sie war nach München gereist, um den Geschwister-Scholl-Preis für Altans Buch «Ich werde die Welt nicht wiedersehen. Texte aus dem Gefängnis» entgegen zu nehmen. Sie hat die Essays in dem Buch aus dem Türkischen ins Englische übersetzt.
Erneute Verhaftung
Atlan gilt als Kritiker von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Kurz nach dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 war er verhaftet worden. Er wurde im Februar 2018 wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt. Inzwischen wurde die Strafe auf zehneinhalb Jahre reduziert.

Ein türkisches Gericht hatte Altan Anfang November nach drei Jahren Untersuchungshaft unter Auflagen freigelassen. Wenige Tage später wurde er jedoch erneut verhaftet.
In seinem nun ausgezeichneten Buch schreibt er von seiner Festnahme und der Untersuchungshaft, von Begegnungen mit Polizei und Staatsanwaltschaft. Ausserdem porträtiert er Mitgefangene. «Sein Schicksal ist leider beispielhaft für die Situation vieler unabhängiger Journalistinnen und Journalisten in zunehmend autoritären oder auch diktatorischen Gesellschaften.» So heisst es in der Jurybegründung der Preisverleihung.
Solidarisch mit Altan
Mit dem Preis will die Stadt sich nach Angaben des Münchner Kulturreferenten Anton Biebl solidarisch mit Altan zeigen. Sie will ihn ausserdem aus der Ferne unterstützen.

Die mit 10'000 Euro dotierte Auszeichnung soll an Sophie und Hans Scholl erinnern. Die Geschwister gehörten während der Nazi-Zeit der studentischen Widerstandsgruppe «Weisse Rose» in München an. Später wurden sie von den Nationalsozialisten ermordet.
Altan ist der 40. Träger des Preises. Vor ihm erhielten ihn beispielsweise schon der chinesische Dissident Liao Yiwu. Auch die russische Journalistin Anna Politkowskaja (posthum) erhielt den Preis.