Die Motive der Häftlinge, die in den Ukraine-Krieg gezogen sind, unterscheiden sich stark. Einige schwärmen vom Einsatz, für andere war es «die Hölle».
Ukraine-Krieg
Das Logo der Wagner-Gruppe an einer Wand in Belgrad. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fünf Häftlinge, die zu Wagner-Söldnern wurden, berichten von ihrem Einsatz.
  • Einer der Kämpfer unterschrieb, weil er zur Familie wollte, ein anderer aus Patriotismus.
  • Vier der fünf wurden verwundet, alle erwägen aber, erneut für Prigoschin zu kämpfen.
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Schätzungen zufolge hat Jewgeni Prigoschin rund 40'000 Häftlinge für seine Wagner-Gruppe rekrutiert und in den Ukraine-Krieg geschickt. Er versprach ihnen die Freiheit nach sechs Monaten an der Front. Einige haben die Amnestie bereits erhalten, wie auf Videos zu sehen ist. Mit diesen und weiteren Aufnahmen der Söldner-Truppe konnte Reuters einige Kämpfer identifizieren und interviewen.

Die fünf Interview-Partner gaben ganz unterschiedliche Motive für den Einsatz an: Rustam Borowkow beispielsweise unterschrieb bei den Söldnern wegen seiner Familie: «Ich habe ein kleines Kind, ich wollte zu meiner Familie zurück», erklärt er. Deshalb habe er schon vor dem Besuch von Prigoschin in seinem Gefängnis gewusst, dass er kämpfen wolle. Der 31-Jährige sass seit sechs Jahren wegen Totschlags und Diebstahls im Gefängnis, sieben Jahre hatte er noch vor sich.

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Jewgeni Prigoschin ist Chef der berüchtigten Wagner Gruppe, welche die russische Armee im Ukraine-Krieg unterstützt. - Screenshot Telegram

Jewgeni Kuschelew hingegen wäre auch als freier Mann in den Ukraine-Krieg gezogen, er hätte sich freiwillig gemeldet, sagt er. Bei der Rekrutierung habe er den Grossteil seiner Strafe bereits abgesessen, dennoch verpflichtete sich der verurteilte Dieb.

Nach der Rede von Prigoschin hätten sie drei Tage gehabt, sich zu entscheiden, berichtet Borowkow. Nach der Entscheidung seien sie in eine andere Unterkunft im Gefängnis gekommen und mit Respekt behandelt worden.

Wagner-Söldner schwärmt von der kurzen Ausbildung

Anschliessend seien sie zwei bis drei Wochen lang «auf höchstem Niveau» von Elitesoldaten ausgebildet worden, erzählt der Kriminelle. Diese hätten ihnen nicht bloss ein Gewehr in die Hand gedrückt und gezeigt, wie man schiesse. «Nein, sie haben mir alles erklärt, und zwar sehr detailliert.»

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Im Ukraine-Krieg kämpfen Wagner-Truppen an der Seite der russischen Soldaten. (Symbolbild) - keystone

Auch Dimitry Yermakow beurteilt die Ausbildung als gut. Der verurteilte Entführer, der noch vier Jahren seiner 14-jährigen Haftstrafe vor sich hatte, blieb aber.

Während der Ausbildung habe sich bereits abgezeichnet, wer überleben würde, erzählt Yermakow: Einige der neuen Söldner hätten sich gut vorbereitet, häufig nachgefragt. Andere hingegen hätten einfach gehofft, die sechs Monate absitzen zu können und so wenig wie möglich kämpfen zu müssen. «Es war völlig klar, dass sie sterben würden.»

Wagner-Söldner wollen nach Einsatz im Ukraine-Krieg erneut kämpfen

Yermakow selbst überlebte, wurde aber verletzt. Seinen letzten Tag an der Front beschreibt er als «die reine Hölle». Die Zeit im Spital und in der Reha wird ihm aber an die sechs Monate Dienst angerechnet. Vier der fünf Interview-Partner von Reuters wurden während des Einsatzes im Ukraine-Krieg verletzt.

Trotz der Beschreibung und seiner Verletzung zieht Yermakow wie auch die anderen Interview-Partner weitere Einsätze für Wagner-Gruppe in Erwägung. Denn er sehe im Zivilleben nur begrenzte Möglichkeiten.

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg bald zu Ende geht?

Für Nikita Ljubimow sei die Rückkehr an die Front sogar erste und höchste Priorität. Auch Andrej Jastrebow spricht in höchsten Tönen vom Einsatz im Ukraine-Krieg: «Es war unglaublich, so viel Adrenalin.» Die Ukrainer seien davon gerannt, die Wagner-Söldner hätten sie «fertiggemacht». Er wünsche, dass sich alle «echten Männer» der Wagner-Truppe anschliessen würden.

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