Ukraine-Krieg: Vernichtung westlicher Waffen wäre «Kapitulation»
Russland stellt im Ukraine-Krieg eine neue Bedingung: Kiew soll seine westlichen Waffen vernichten. Das ist Teil der Kreml-Verzögerungstaktik, sagt ein Experte.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kreml fordert von der Ukraine die Vernichtung ihrer westlichen Waffen.
- Experte Ulrich Schmid spricht von einer «unerfüllbaren» Bedingung.
- Moskau wolle einen Waffenstillstand hinauszögern und Kiew dafür die Schuld geben.
Auch nach über drei Jahren ist im Ukraine-Krieg noch kein Ende in Sicht. Die Vorstellungen der beiden Seiten scheinen zu weit auseinander zu liegen. Viel Konkretes kam in den Friedensverhandlungen bisher nicht heraus.
Nun sorgt Russland mit einer weiteren Forderung für Aufsehen. Und zwar soll die Ukraine sämtliche vom Westen erhaltene Waffen verschrotten.
Entmilitarisierung war schon zu Beginn wichtiges Kreml-Ziel
Die Bedingung stellte Vize-Aussenminister Alexander Gruschko in einem Interview mit dem Portal «Iswestija». «Es versteht sich, dass all diese Überreste (westlicher Waffen) vernichtet werden müssen», wird er zitiert.
Der Zauberlehrling von Aussenminister Sergej Lawrow fügte zudem an, dass diese Vernichtung unter internationaler Überwachung stattfinden solle.
Diese konkrete Forderung ist neu – erinnert aber an ein ursprünglich ausgegebenes Ziel des Kremls. Zu Beginn der militärischen Spezialoperation hiess es nämlich, man wolle die Ukraine entmilitarisieren.
Experte: «Käme einer ukrainischen Kapitulation gleich»
Wie kann man diese Forderung im Ukraine-Krieg einordnen? Ulrich Schmid, Osteuropa-Experte an der Universität St. Gallen, nimmt gegenüber Nau.ch Stellung.

Für Schmid ist die Vernichtungsforderung demnach Teil der Verzögerungstaktik Moskaus. Die Strategie sei, «einen Waffenstillstand mit immer neuen unerfüllbaren Forderungen herauszuzögern».
Denn für den Experten ist klar, dass Kiew einer solchen Bedingung nicht zustimmen könne. «Die westlichen Waffenlieferungen sind für die Ukraine überlebenswichtig. Die Erfüllung der Forderung käme einer ukrainischen Kapitulation gleich», so Schmid.
Entsprechend sei es «gar nicht» realistisch, dass die Ukraine dieser Forderung zustimmt. Der Kreml wisse das. Schmid erklärt: «Er versucht, durch solche Forderungen die Schuld an der Weiterführung des Kriegs der Ukraine in die Schuhe zu schieben.»
Nahostkonflikt lenkt USA von Ukraine-Krieg ab
Dass diese Bedingung ausgerechnet jetzt kommt, ist wohl kaum Zufall. «Die Aufmerksamkeit der USA ist abgelenkt durch den israelisch-iranischen Krieg», erklärt Schmid. Mit solchen Äusserungen wolle man die Regierung um Präsident Donald Trump wieder geneigt machen.

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran spielt den Russen in die Karten, ist für Schmid klar. «Kürzlich haben die USA Drohnenabwehrgerät nicht in wie geplant in die Ukraine geliefert, sondern in den Nahen Osten.» Entsprechend sehe der Kreml seine Erfolgschancen steigen.