Ukraine-Krieg: Ukrainischer OL-Läufer in russischem Gefängnis

Julian Blatter
Julian Blatter

Ukraine,

Kirilo Barannik wird seit Monaten in einem Gefängnis auf der Krim festgehalten. Sein Anwalt berichtet über Folter und falsche Geständnisse.

Kirilo Barannik ukraine krieg
Der ukrainische OL-Läufer Kirilo Barannik (25) wird seit Monaten in einem Gefängnis auf der Krim festgehalten und gefoltert. - Facebook @Kyivregion.oteam

Das Wichtigste in Kürze

  • Der auf der Krim lebende ukrainische Orientierungsläufer Kirilo Barannik wurde verhaftet.
  • Russische Behörden werfen ihm Gleissprengungen vor.
  • Wie sein Anwalt berichtet, wurde Barannik seit seiner Festnahme mehrmals gefoltert.

Am 30. Mai 2023 verschwand Kirilo Barannik spurlos. Barannik ist ukrainischer Orientierungsläufer. Er lebt auf dem Gebiet, das Russland seit 2014 sein Eigen nennt: der Krim.

Laut «NZZ am Sonntag» gilt der 25-Jährige als eine der grössten ukrainischen OL-Hoffnungen. Während Russland im Frühjahr 2014 die Krim annektiert, gewinnt Barannik zwei Weltcup-Medaillen in der Türkei.

Was Barannik von der Besetzung seiner Heimat hält? Nicht viel.

Noch 2014 sagt er an der EM im Mazedonien zu Kollegen: «Mir gefällt nicht, was jetzt zu Hause passiert. Ich bin in der Ukraine geboren, habe in der Ukraine gelebt und lebe immer noch in der Ukraine. Alles andere ist Blödsinn.»

Nach der Annexion verlassen viele seiner Freunde die Halbinsel, aber Barannik bleibt. Er nimmt sogar den russischen Pass an, aus Opportunitätsgründen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. 2016 gewinnt er Bronze an den russischen Juniorenmeisterschaften.

Verbrannte Finger

Dann, 2023, verschwindet Barannik. Telefonate und SMS bleiben unbeantwortet. Seine Familie weiss nicht, wo er abgeblieben ist. Ein von seiner Mutter engagierter Anwalt findet ihn schliesslich im Untersuchungsgefängnis Nummer Zwei in Simferopol, der Hauptstadt der Krim-Halbinsel.

Dort werfen ihm die Behörden vor, am 23. Februar im Bezirk Bachtschissarai Gleisanlagen sabotiert zu haben. Unter Folter habe er «Geständnisse» abgelegt, erzählt Barannik dem Anwalt.

Danach sei er weitergefoltert worden, ihm sei eine weitere Gleissprengung am 18. Mai im Dorf Tschistenkoje zu Last gelegt worden. Seine Finger sind zu diesem Zeitpunkt von Stromstössen verbrannt, die Rippen geprellt und geschwollen.

Der Anwalt glaubt an die Unschuld seines Mandanten. Online solidarisieren sich Sportler unterdessen mit Barannik, fordern seine Freilassung. Auch der Internationale Orientierungslaufverband beteiligt sich.

Auf der Krim hingegen sieht es anders aus. Dort halte niemand mehr die Fahne hoch für den ukrainischen Orientierungsläufer, so die «NZZ am Sonntag». Denn die Ukrainer, vor allem die Gesinnungsukrainer, sind längst weggezogen.

Kommentare

Weiterlesen

57 Interaktionen
Gefesselt
Ukraine-Krieg Bericht Folter
32 Interaktionen
UN-Bericht
Ukraine-Krieg
95 Interaktionen
Gräuel in Cherson
shoppi tivoli
Rückblick

MEHR IN NEWS

Motorradunfall Autobahn A3
Niederurnen GL
Fenaco
Tiefere Preise
Erweiterung
Verzögert

MEHR UKRAINE KRIEG

Selenskyj Ukraine Krieg
55 Interaktionen
Treffen mit Putin?
Russia Istanbul Talks Explainer
12 Interaktionen
Ukraine-Krieg
Ukraine Krieg
168 Interaktionen
Tanz um Trump
Ukraine Krieg
9 Interaktionen
Waffenruhe-Forderung

MEHR AUS UKRAINE

ukraine
42 Interaktionen
Selenskyj
Selenskyj
16 Interaktionen
Treffen
Ukraine-Krieg
2 Interaktionen
In der Ukraine
Wolodymyr Selenskyj
10 Interaktionen
Waffenruhe