An Silvester hat Kiew bei einem Angriff wohl hunderte Russen-Soldaten getötet. Der Kreml meldet nun im Ukraine-Krieg einen Vergeltungsschlag, den es nie gab.
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In Makijiwka kam es Anfang Jahr zu einem grossen Raketenangriff gegen die Russen, dabei wurde ein Militärcamp angegriffen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ukrainische Armee tötete an Silvester mutmasslich Hunderte russische Soldaten.
  • Laut einem Soldaten mussten sie Putins Neujahrsrede zusammen anhören.
  • Russlands Verteidigungsministerium behauptet nun, dass ein Vergeltungsschlag gelungen sei.
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In der Silvesternacht gelang der ukrainischen Armee im Ukraine-Krieg ein schwerer Schlag gegen russische Soldaten in der Region Donezk. Bei einem Angriff mit vier Himars-Raketen in Makijiwka kamen mutmasslich Hunderte russische Soldaten ums Leben.

Während der Kreml von 89 Toten spricht, geht die Ukraine von 400 getöteten Soldaten aus.

Und jetzt das: Das russische Verteidigungsministerium behauptet nun, Russlands Armee sei am 8. Januar ein «Vergeltungsschlag» gegen ukrainische Truppen im Ukraine-Krieg gelungen. Die Rede ist von einem Angriff in Kramatorsk in Donezk mit 600 toten Ukrainern.

Verfolgen Sie die Geschehnisse im Ukraine-Krieg?

Laut der US-Denkfabrik «Institute of the Study of War» sei dies aber falsch. Ein finnischer Reporter habe am selben Tag den mutmasslichen Angriffsort inspiziert. Dabei habe er festgestellt, dass nicht ein ukrainischer Stützpunkt getroffen wurde, sondern eine leere Schule.

Ukraine-Krieg: Soldaten in Makijiwka mussten sich Putins Rede anhören

Mehrere russische Militärblogger haben zudem negativ auf die Behauptung reagiert. Sie weisen darauf hin, dass das Verteidigungsministerium häufig falsche Behauptungen aufstellt. Sie kritisieren es dafür, dass es eine «Vergeltungsgeschichte» erfunden hat. Anstatt die russische Führung für die Verluste in Makijiwka zur Verantwortung zu ziehen.

Ein russischer Soldat behauptet sogar, dass so viele Russen starben, weil sie die Neujahrsansprache von Präsident Wladimir Putin verfolgen mussten. Dies sagte der frisch mobilisierte Anton Golowinsky dem belarussischen Investigativ-Portal «Nexta».

Dieses Satellitenfoto von Planet Labs PBC zeigt die Überreste einer Berufsschule in der von Russland besetzten Stadt Makijiwka, Ukraine, 2. Januar 2023. Dort hatten sich die russischen Soldaten aufgehalten.
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Ein von der Verwaltung von Toljatti zur Verfügung gestelltes Handout-Foto zeigt Einheimische, die während einer morgendlichen Kundgebung nach dem Tod lokaler Soldaten in Makijiwka, in Toljatti, Region Samara, Russland, am Denkmal der Ewigen Flamme Blumen niederlegen, 03. Januar 2023
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Ein Mann geht an einem Schulgebäude vorbei, das bei einem russischen Angriff am 22. Dezember 2022 in Kramatorsk schwer beschädigt wurde.
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Ein ukrainischer Soldat steht an einem Kontrollpunkt, während die Sonne in Kramatorsk untergeht.

«Wir wurden Ende des Jahres nach Makijiwka gebracht und kamen dort im Gebäude der Technischen Hochschule unter», erzählt er. Sie hätten darum gebeten, nicht alle gemeinsam untergebracht zu werden, um kein leichtes Ziel abzugeben. Am Silvesterabend seien sie aber alle in die Versammlungshalle beordert worden.

Gab es Tote, weil Soldaten Putin-Rede mithören mussten?

Dort hätten sie sich Putins Rede anhören müssen: «Wir baten darum, das nicht zu tun. Uns wurde aber gesagt, wir müssten den Befehlen gehorchen.» Dies habe Oberst Roman Enikeyev demnach so entschieden. Wegen dessen Befehl «starben fast alle unsere Männer».

Golowniksy selbst habe den Anschlag «wie durch ein Wunder überlebt». Mittlerweile soll er aber in einer russischen Klinik gestorben sein.

Der Kreml hat bisher den Soldaten selbst die Schuld für den Raketenangriff in Makijiwka gegeben. Behörden-Angaben zufolge sollen sie ihre Handys benutzt haben. So hätten sie die Ukrainer orten können. Dieser Darstellung widersprechen aber viele Experten.

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