Im Ukraine-Krieg sorgte ein Raketenangriff auf ein Gefängnis mit Kriegsgefangenen für Entrüstung. Das Rote Kreuz wartet nun darauf, Zugang zu erhalten.
Ein Soldat steht am Freitag Wache neben der Mauer eines Gefängnisses in Oleniwka, in einem von den von Russland unterstützten Separatisten kontrollierten Gebiet. Foto: -/AP/dpa
Ein Soldat steht am Freitag Wache neben der Mauer eines Gefängnisses in Oleniwka, in einem von den von Russland unterstützten Separatisten kontrollierten Gebiet. Foto: -/AP/dpa - sda - Keystone/AP/-
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Osten der Ukraine kam es zu einem Raketenangriff auf ein Lager von Kriegsgefangenen.
  • Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld an dem Angriff.
  • Das Rote Kreuz möchte nun Zugang zu dem Gefängnis – hat diesen jedoch noch nicht erhalten.

Das Rote Kreuz hat nach dem Angriff auf ein Gefangenenlager in der Ostukraine vergeblich auf Zugang zu den Verletzten gewartet. «Um es klar zu sagen: Unserem Ersuchen um Zugang zu den Kriegsgefangenen aus dem Gefängnis Oleniwka wurde gestern nicht stattgegeben». Dies twitterte die Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in der Ukraine am Samstagabend. Das russische Verteidigungsministerium sagte dagegen in Moskau, es habe das IKRK zu einem Besuch eingeladen.

Oleniwka liegt bei Donezk auf dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet. In der Baracke mit Kriegsgefangenen soll in der Nacht zu Freitag eine Rakete eingeschlagen sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem vorsätzlichen russischen Kriegsverbrechen.

Olewnika
ARCHIV - Wochenlang verschanzten sich ukrainische Soldaten vor den russischen Angreifern in diesem Stahlwerk in Mariupol. Als sie sich ergaben, wurden viele von ihnen in ein Lager bei Oleniwka in der Region Donezk gebracht. Foto: Uncredited/Russian Defense Ministry/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - sda - Keystone/Russian Defense Ministry/AP/Uncredited

Nach russischer Darstellung wurde die Einrichtung von einem Himars-Mehrfachraketenwerfer aus den USA getroffen, den die ukrainische Armee einsetzt. Die Angaben beider Seiten aus dem Ukraine-Krieg konnten nicht unmittelbar unabhängig geprüft werden. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Samstag die Namen von 50 getöteten und 73 verletzten Gefangenen.

Das strikt neutrale IKRK ist nach internationalem Recht, das für alle Staaten der Welt gilt, befugt, Kriegsgefangene zu besuchen. «Die Dritte Genfer Konvention gibt dem IKRK das Recht, überall dorthin zu gehen, wo sich Kriegsgefangene aufhalten. Und, sie zu befragen», erklärt das IKRK auf seiner Webseite. Allerdings brauchen die Delegierten dafür formell die Zustimmung der Partei, die die Kriegsgefangenen festhält.

IKRK kann Sicherheit von Kriegsgefangenen nicht garantieren

Die ukrainische Regierung erweckte den Eindruck, als hätten die Uno und das IKRK Garantien für die Sicherheit der Kriegsgefangenen gegeben. Da Gefangeneneinrichtungen nie vom IKRK selbst geführt werden, gibt es solche Garantien nicht. Das IKRK sichert auch im Ukraine-Krieg lediglich zu, Gefangene regelmässig zu besuchen und Familienkontakte sicherzustellen. Wenn eine Konfliktpartei sich nicht an die Genfer Konventionen hält, kann es wenig ausrichten.

Ein ähnliches Missverständnis gab es im Ukraine-Krieg bei den humanitären Korridoren. Das IKRK kann bei der Verhandlungen über solche Korridore vermitteln. Eine Vereinbarung müssen aber die Konfliktparteien schliessen. Wenn es Sicherheitsgarantien der Konfliktparteien gibt, begleitet das IKRK Konvois und kümmert sich um Zivilisten.

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