Laut Berichten einer UN-Kommission soll Russland ukrainische Heimkinder entführt haben. Die Informationen aus dem Ukraine-Krieg sind aber nicht bestätigt.
Ukraine Heim
Ein ukrainisches Kind in einem Heim. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine UN-Kommission untersucht derzeit die im Ukraine-Krieg begangenen Kriegsverbrechen.
  • Dabei sei sie auf Berichte gestossen, dass Russland ukrainische Kinder entführt.
  • Diese konnten aber bisher nicht genauer überprüft werden.
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In von Russland im Ukraine-Krieg besetzten Gebieten sollen Kinder aus Heimen verschwunden sein. Hinweise dazu hat die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats bei ihrem Besuch in der Ukraine erhalten. Das berichtete sie am Mittwoch in Kiew.

Man müsse den Berichten nachgehen. «Kinder, die in Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten untergebracht waren, sollen nach Russland gebracht worden sein», sagte Kommissionsmitglied Jasminka Džumhurin.

Ein Klassenzimmer in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine ist durch russischen Beschuss zerstört. Foto: -/Ukrinform/dpa
Ein Klassenzimmer in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine ist durch russischen Beschuss zerstört. Foto: -/Ukrinform/dpa
Ukraine-Krieg
Rund 20'000 ukrainische Kinder sind im Ukraine-Krieg illegal nach Russland verschleppt worden. (Archiv)
UNO
Eine UNO-Kommission untersucht derzeit die Kriegsverbrechen in der Ukraine.
Butscha
Auch den Kiewer Vorort Butscha besuchten die Kommissionsmitglieder.

Sie hätten gehört, dass diese Kinder die russische Staatsbürgerschaft bekämen und Adoptionsprozesse in Gang gesetzt würden. Nach Džumhurins Worten konnte die Kommission die Berichte noch nicht prüfen, da sie nicht in die besetzten Gebiete reisen konnte. Sie werde dem aber nachgehen.

Um wie viele Kinder es sich handelt, konnte Džumhurin nicht sagen. Sie sprach von einer «bedeutenden Anzahl».

Kommission sammelt Informationen zu Verbrechen im Ukraine-Krieg

Auf ihrer Reise habe die dreiköpfige Kommission seit dem 7. Juni Informationen erhalten, die auf Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit hindeuten könnten, sagte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse.

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Polizisten arbeiten am 6. April 2022 an der Identifizierung der getöteten Zivilisten in Butscha, bevor sie die Leichen in die Leichenhalle bringen.
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Ein Bild, das während eines von den Kiewer Behörden organisierten Besuchs in Butscha aufgenommen wurde, zeigt eine Gesamtansicht einer Strasse mit zerstörten russischen Militärmaschinen.
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Tanya Nedaschkiwska, 57, betrauert den Tod ihres Mannes an der Stelle, an der er begraben wurde, in Butscha am 4. April 2022.

Er verwies unter anderem auf Besuche in Butscha und Irpin. Dort berichteten Menschen der Kommission über willkürliche Tötungen von Zivilisten, Plünderungen und Angriffe auf zivile Infrastruktur, darunter Schulen.

Weitere Reise in die Ukraine geplant

Die Kommission plant weitere Reisen in die Ukraine. Sie spreche sich mit Experten etwa des Internationalen Strafgerichtshofs ab, der ebenfalls wegen möglicher Kriegsverbrechen ermittelt. Es müsse vermieden werden, dass Opfer nach dem Ukraine-Krieg durch mehrmalige Befragungen erneut traumatisiert würden. Die Kommission habe bislang vergeblich versucht, mit Russland über die Botschaft in Genf in Kontakt zu treten, sagte Møse.

Bereitet Ihnen der Ukraine-Krieg Sorgen?

Der UN-Menschenrechtsrat in Genf hatte die Kommission im März eingesetzt. Kommissionsmitglied Pablo de Greiff betonte, dass alle Taten untersucht würden, unabhängig davon, von wem sie begangen wurden. Die Kommission will dem Rat im September erstmals berichten.

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