Die türkische Lira befindet sich schon länger auf Talfahrt. Die Abwertung hat jetzt einen neuen Tiefstand erreicht. Erdogan verteidigt den Kurs.
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Der türkische Präsident Erdogan. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Innerhalb von nur einem Jahr ist die Inflationsrate in der Türkei auf 21 Prozent gestiegen
  • Damit werden Einkünfte und Ersparnisse geschmälert, was viele in Bedrängnis bringt.

Die Inflationsrate in der Türkei ist im November über die Marke von 20 Prozent gestiegen. Dies, angesichts der drastischen Abwertung der Landeswährung Lira. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um 21,31 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Freitag mitteilte. Das ist der höchste Wert seit drei Jahren.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 20,7 Prozent gerechnet. Nachdem die Teuerungsrate im Oktober noch knapp unter 20 Prozent gelegen hatte. Die hohe Inflation schmälert die Einkünfte und Ersparnisse der Türken, was viele Haushalte in Bedrängnis bringt.

Inflationsraten könnte 2022 auf 30 Prozent steigen

Ökonomen erwarten, dass das Ende der Fahnenstange damit noch längst nicht erreicht ist. Im kommenden Jahr könnten demnach Inflationsraten von etwa 30 Prozent erreicht werden. Das wird zum grossen Teil auf die starke Währungsabwertung zurückgeführt. Dadurch müssen Importe wie Medikamente, Öl und andere Rohstoffe teurer im Ausland eingekauft werden.

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Eine Person zählt ein Bündel türkische Lira. - Keystone

In diesem Jahr hat die türkische Lira rund 47 Prozent an Wert verloren. Das liegt Experten zufolge auch daran, dass die Zentralbank ihren Leitzins auf aktuell 15 Prozent gesenkt hat. Dadurch wird die Lira für Anleger unattraktiver.

Erdogan sieht Problem bei Bankenchefs

«Zinsen sind ein Übel, das die Reichen reicher und die Armen ärmer macht». So hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan in dieser Woche den umstrittenen Kurs verteidigt.

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Der Präsident der Türkei Recep Tayyip Erdogan. - Keystone

Erdogan, der immer wieder auf Zinssenkungen dringt, hat zudem drei Notenbankchefs binnen zweieinhalb Jahren verschlissen. Das hat die Glaubwürdigkeit der Währungshüter erschüttert. In dieser Woche hat er zudem Finanzminister Lütfi Elvan nach nur rund einem Jahr Amtszeit ausgetauscht. Elvans bisheriger Stellvertreter Nureddin Nebati wurde zum Finanzminister befördert.

Dieser verteidigte den umstrittenen Zinskurs. Es sei «kein Problem», die Zinssätze unter den derzeitigen Marktbedingungen niedrig zu halten, twitterte der neue Finanzminister.

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