Der Ukraine-Krieg veranlasste Europa, über einen Gasboykott gegen Russland nachzudenken – doch im März wurde mehr Gas importiert als zuvor.
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Europa importierte im März mehr Gas aus Russland als zuvor – trotz Ukraine-Krieg. Foto: Stefan Sauer/zb/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Angesichts des Ukraine-Kriegs planten Politiker einen Gasboykott gegen Russland.
  • Trotzdem wurde im März mehr russisches Erdgas nach Europa importiert als zuvor.
  • Dies macht die Abhängigkeit von russischen Gas-Importen deutlich.

Das Vorgehen von Russlands Präsident Wladimir Putin im Ukraine-Krieg sorgt weltweit für Empörung. Deshalb überlegten sich Politiker, auf russisches Erdgas zu verzichten. Doch der Gasboykott gegen Russland blieb bisher aus.

Mehr noch: Im März importierte Europa mehr russisches Gas als zuvor. Dies gehe aus Berechnungen des Londoner Analysehauses Icis hervor, wie der «Spiegel» schreibt.

Gazprom, der erste staatliche russische Pipelinemonopolist, lieferte im März rund zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas. Abgenommen wurden diese von der EU und Grossbritannien.

Russland bleibt auch im Ukraine-Krieg zentraler Gas-Lieferant

Dies sind rund 36 Prozent mehr als im Januar. Trotz Ukraine-Kriegs bleibt Russland damit einer der wichtigsten Gas-Lieferanten für die Europäer. Daneben gehören Norwegen oder die USA zu wichtigen Exporteuren.

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Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1. Foto: Stefan Sauer/dpa
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Europa bezog im März mehr russisches Erdgas als zuvor. (Archivbild)
Gazprom
Der russische Energiekonzern Gazprom. Foto: Stringer/dpa

Ebenfalls geliefert wurde Gas aus einem russischen LNG-Projekt. Die grossen Importmengen würden deutlich machen, wie schwer der Verzicht auf russisches Gas sei. Dies offenbarte der Icis-Chef-Gasstratege Tom Marzec-Manser gegenüber dem Magazin: «Um die Ausfälle zu kompensieren, müssten die LNG-Importe nochmals um 7 bis 10 Milliarden Kubikmeter pro Monat gesteigert werden».

Die höhere Nachfrage sei auf die Preissprünge an Europas Gasbörsen zurückzuführen. Eine Megawattstunde wurde am niederländischen Referenzmarkt TTF mit rund 350 Franken gehandelt. Vergangenes Jahr bewegte sich der Preis zwischen fünf und 40 Franken.

Mehr Gas für denselben Preis

Dementsprechend seien die Preise am Spotmarkt höher als diejenigen, die Gazprom mit seinen Kunden vertraglich vereinbart hätte. «Das ist ein Anreiz für die Abnehmer, ihre langfristigen Verträge voll auszuschöpfen.», so Marzec-Manser.

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Denn für Kunden bestehe die Option, mehr Gas zu festgelegten Preisen anzufordern. Von diesen Möglichkeiten hat die europäische Kundschaft wohl stark profitiert. Sie kauften so viel ein, wie seit Mitte Dezember nicht mehr.

Trotzdem hält die EU an ihrem Ziel fest, den Gas-Import aus Russland bis Jahresende um zwei Drittel zu reduzieren.

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