Die Verdienste von Beschäftigten mit Tarifvertrag sind im dritten Quartal gestiegen - allerdings deutlich weniger stark als die Verbraucherpreise.
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Das Wichtigste in Kürze

  • Plus von 0,9 Prozent ist geringster Anstieg seit Beginn der Zeitreihe 2010.

Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, legten die Tarifverdienste um durchschnittlich 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Dies war demnach der geringste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2010. Die Verbraucherpreise erhöhten sich hingegen im dritten Quartal um 3,9 Prozent, real mussten Tarifbeschäftigte also Einbussen hinnehmen.

In der Statistik zu den Tarifverdiensten berücksichtigt sind tarifliche Grundvergütungen und tariflich festgelegte Sonderzahlungen wie Einmalzahlungen, Jahressonderzahlungen oder tarifliche Nachzahlungen. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, lag der Anstieg ohne Sonderzahlungen im Vorjahresvergleich bei 1,3 Prozent und damit sogar höher als mit Sonderzahlungen.

Hintergrund ist unter anderem ein Sondereffekt, durch den im verarbeitenden Gewerbe die Tarifverdienste einschliesslich Sonderzahlungen um 0,9 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal lagen. Denn in der Metall- und Elektroindustrie gab es im dritten Quartal 2020 eine Pauschalzahlung, «die im Jahr 2021 erst für das vierte Quartal vorgesehen ist», erläuterten die Statistiker. Ohne Berücksichtigung der Sonderzahlungen lagen die Tarifverdienste im verarbeitenden Gewerbe um 0,6 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Unterdurchschnittliche Tarifsteigerungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum gab es laut Bundesamt im dritten Quartal 2021 vor allem im Bereich «Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen» mit einem Plus von 0,5 Prozent. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass die bereits im zweiten Quartal 2021 ausgelaufenen Tarifverträge für den Einzelhandel sowie den Gross- und Aussenhandel nach monatelangen Tarifverhandlungen erst im Oktober 2021 neu abgeschlossen und somit im dritten Quartal noch nicht ausgezahlt wurden.

Auch im Bereich «Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen» war die Tarifentwicklung im Vergleich zum Vorjahresquartal unterdurchschnittlich (plus 0,8 Prozent). Überdurchschnittlich stiegen hingegen die Tarifverdienste einschliesslich Sonderzahlungen bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (plus 2,9 Prozent), im Baugewerbe (2,1 Prozent) und in der Energieversorgung (2,0 Prozent).

Keinen Einfluss auf die Tarifindizes hat nach Angaben des Bundesamtes der verbreitete Einsatz von Kurzarbeit aufgrund der Corona-Pandemie. Gemessen wird die durchschnittliche Veränderung der durch Tarifabschlüsse vereinbarten Monats- und Stundenverdienste der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Änderungen der tatsächlich bezahlten Arbeitszeit fliessen demnach in den Tarifindex nicht ein.

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