«Spiegel»: Jens Söring soll Dienstag nach Deutschland zurückkehren
Nach drei Jahrzehnten in US-Haft wird der wegen eines Doppelmordes verurteilte Deutsche Jens Söring laut einem Medienbericht in der kommenden Woche nach Deutschland zurückkehren.

Das Wichtigste in Kürze
- 53-Jähriger sass wegen Doppelmordes drei Jahrzehnte in US-Haft.
Wie der «Spiegel» am Samstag unter Berufung auf deutsche Behörden berichtete, soll Söring am Montagabend in den USA in eine Linienmaschine nach Deutschland steigen. Der 53-Jährige werde voraussichtlich am Dienstagvormittag in Frankfurt am Main landen.
Weder das Auswärtige Amt noch die US-Einwanderungsbehörde ICE wollten den Medienbericht gegenüber der Nachrichtenagentur AFP kommentieren. Sörings Anwalt in den USA, Stephen Northup, konnte die «Spiegel»-Informationen auf Anfrage nicht bestätigen.
Laut dem Bericht soll Sörings Abschiebung «zivil» verlaufen: So werde er zwar von Polizeibeamten von einem Gefängnis im Bundesstaat Virginia zum Flughafen Dulles bei Washington begleitet, könne dann aber ohne polizeiliche Begleitung nach Deutschland fliegen. Am Flughafen wolle Söring bei einer Pressekonferenz ein kurzes Statement verlesen und darum bitten, dass er sich ohne grossen Medienrummel wieder ins normale Leben eingliedern kann.
In Deutschland droht Söring nach «Spiegel»-Informationen keine weitere Verfolgung, da die US-Justiz seinen Fall bearbeitet und er dort mehr als 30 Jahre Haft abgesessen habe.
Sörings Entlassung aus dem Gefängnis hatte in den USA und in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Der Sohn eines deutschen Diplomaten hatte fast 30 Jahre lang in den USA im Gefängnis gesessen. Der damals 18-jährige Student soll 1985 in Bedford County in Virginia die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom erstochen haben. Söring, der ein Geständnis widerrief und bis heute seine Unschuld beteuert, wurde 1990 zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt.
Ende November entschied das für Begnadigungen in Virginia zuständige Gremium, Söring aus dem Gefängnis zu entlassen, nach Deutschland abzuschieben und mit einer Wiedereinreisesperre zu belegen. Er wurde am folgenden Tag vom Buckingham-Gefängnis in Virginia an die Einwanderungsbehörde ICE übergeben, die für Abschiebungen zuständig ist.
Die brutale Ermordung von Derek und Nancy Haysom in ihrem Haus in Virginia hatte 1985 für Entsetzen gesorgt. Der Verdacht fiel nach einiger Zeit auf Söring und dessen damalige Freundin Elizabeth Haysom, die Tochter der Mordopfer. Das junge Paar flüchtete aus den USA, wurde später aber in Grossbritannien festgenommen, 1990 wurde Söring schliesslich an die USA ausgeliefert.
Söring hatte die Morde zunächst gestanden, dies aber später widerrufen und Elizabeth der Tat beschuldigt. Er erklärte, das Geständnis nur abgelegt zu haben, um seine Freundin vor der Todesstrafe zu bewahren. Er sei fälschlicherweise davon ausgegangen, als Sohn eines deutschen Diplomaten selbst diplomatische Immunität zu geniessen.
Elizabeth Haysom bekannte sich nach der Tat lediglich der Beihilfe zu den Morden schuldig und wurde zu 90 Jahren Gefängnis verurteilt. Die gebürtige Kanadierin soll nun ebenfalls abgeschoben werden.