Schwierige Aktualität im Spiegel der 47. Solothurner Literaturtage
Die 47. Solothurner Literaturtage stellen Bücher zur Debatte, die «am Puls der Zeit» geschrieben sind. Die Schweizer Literatur wird in ihrer Vielfalt gefeiert.

Ab Freitagvormittag steht Solothurn wieder ganz im Zeichen der Literatur. Die 47. Solothurner Literaturtage (-1.6.) stellen Bücher zur Debatte, die «am Puls der Zeit» geschrieben sind, wie sich die Verantwortlichen ausdrücken. Und sie feiern Schweizer Literatur in ihrer Vielfalt.
Dabei ist so manches neu in diesem Jahr. Allem voran die Orte, an denen sich das Literatur-interessierte Publikum drängt. Das Landhaus, bis anhin ein Zentrum für die Veranstaltungen, ist geschlossen, weil es renoviert wird. Die Verantwortlichen haben aus der Not eine Tugend gemacht. Neu arbeiten sie mit dem Kunstmuseum Solothurn zusammen, und sie haben ihre Zelte im Museumspark aufgeschlagen.
Zum ersten Mal dabei sind auch die meisten der Verantwortlichen: die Geschäftsführerin Catherine Schlumberger und die Mehrheit der elfköpfigen Programmkommission. Sie sind dafür verantwortlich, welche Autorin, welcher Autor an die Literaturtage eingeladen werden.
In diesem Jahr sind 80 Autorinnen und Übersetzer aus der Schweiz und dem Ausland angereist; in über 140 Veranstaltungen lesen sie, diskutieren und musizieren. Es wird Fussball gespielt und gefeiert. Daran hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nichts geändert.
Literatur und die gesellschaftspolitischen Themen
Inhaltlich richten die diesjährigen Literaturtage ihren Fokus auf gesellschaftspolitische Themen und die Frage, wie Literatur diese spiegelt. Der Zustand der Demokratie steht zur Debatte; Autorinnen wehren sich gegen das Verstummen im Krieg; es wird gefragt, wie sich die Erfahrung von Migration auf das eigene Schreiben auswirkt; oder Machtstrukturen werden beleuchtet, die den Körper bestimmen.
Die 47. Literaturtage gedenken eines grossen Abwesenden: Peter Bichsel, der mit seinen kurzen Erzählungen ganze Welten neu erfunden hat, ist diesen Frühling kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben. Ihm erweist die nachfolgende Generation ihre Referenz.
Zudem sind die Literaturtage der Rahmen, in dem überdurchschnittliche literarische Leistungen ausgezeichnet werden. Das Bundesamt für Kultur verleiht den Grand Prix Literatur und die Schweizer Literaturpreise. Literatur für die ganz junge und die junge Generation wird mit dem Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Und der Basler Autor Alain Claude Sulzer wird mit dem Solothurner Literaturpreis geehrt.
Die Solothurner Literaturtage nehmen jedoch vor allem für sich in Anspruch, Werkschau schweizerischen Literaturschaffens zu sein. In dieser Funktion präsentieren sie einem interessierten Publikum Prosa, Lyrik, Spoken Word, Übersetzungen wie auch Kinder- und Jugendliteratur. Dieses wiederum soll Neues entdecken, die eigene Perspektive überdenken und untereinander ins Gespräch kommen.