Die Spanier sind auf die Touristen sauer, wenngleich die ausländischen Gäste 2023 über 100 Millionen Franken ins Land brachten. Die Proteste nehmen zu.
Demonstranten auf den Kanarischen Inseln beschimpfen Touristen im Süden Teneriffas. - X / @CanarioToday

Das Wichtigste in Kürze

  • In Spanien gehen immer mehr Einheimische aufgebracht auf die Strasse.
  • Sie protestieren gegen den Massentourismus im ganzen Land.
  • Insbesondere in Teneriffa steht im April eine Grossdemo auf dem Programm.
  • Es soll einer der grössten Proteste in der Geschichte der Region werden.
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Sie bringen Geld – und Ärger. Der Massentourismus setzt Spanien immer mehr zu. In mehreren Regionen werden die Stimmen der Einheimischen lauter. Sie wollen die Besucherströme eindämmen.

Dafür gehen sie auf die Strasse und beleidigen lautstark Touristen. Der spanische Radiosender «Cadena Ser» spricht von einer «Tourismusphobie.»

Anzahl der Touristen regelrecht explodiert

Die Proteste fallen in eine Zeit, wo die Rekorde purzeln. So vermeldete der spanische öffentlich-rechtliche Fernsehsender «RTVE» kürzlich, dass 2023 ein Rekordjahr war. Der Massentourismus explodierte regelrecht.

Laute Proteste in Teneriffa
In Teneriffa wurden Touristen von aufgebrachten Spaniern aufgefordert, nach Hause zu gehen. Weitere Proteste gegen den Massentourismus werden folgen. - X/ @Canario Today

Spanien empfing letztes Jahr über 85 Millionen internationale Gäste. Das seien knapp 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast 110 Millionen Euro (rund 106 Millionen Franken) kamen so für das Land zusammen.

Verstehen Sie, dass viele Spanier gegen den Tourismus protestieren?

Dennoch haben die Südländer den Massentourismus satt. Der Ärger beschränkt sich längst nicht mehr auf die Destinationen Mallorca und Kanaren.

Massentourismus als Sündenbock für Umweltzerstörung

«Das ist unser Land», heisst es unter anderem auf den Schildern von Protestierenden in Teneriffa, wie SRF schreibt. Die Touristen werden als Umweltsünder angeprangert.

Ein Teil des spanischen Volkes sieht in ihnen die Übeltäter. Sie seien für die Unmengen an Abfall, Umweltsorgen, Staus und für die Wohnungsnot verantwortlich. Im Süden von Teneriffa soll es zu heftigen Protestszenen gekommen sein.

Spanien mit überfüllten Strände
2023 kamen so viele Touristen nach Spanien wie nie zuvor. Den Einheimischen wird es langsam zu viel.
Moschee in Cordoba Spanien
Spanien hat viel für die Touristen zu bieten, wie hier die Moschee in Cordoba. Sie bringen Geld ins Land. Aber auch jede Menge Abfall und Umweltverschmutzung.
Spanische Traumstrände sind beliebt.
Die Einheimischen wehren sich lautstark und beleidigen an einigen Orten die Touristen direkt.

Vorbeiziehende Touristen wurden von den Gegnern beleidigt und mit Schlägen bedroht. Insbesondere sieht man auf Schildern die Aufschrift: «Tourists go Home». Ähnliche Szenen, «touristenfeindliche Graffiti und Proteste verärgerter Bürger» gebe es in Spanien immer häufiger, wie die «Mallorca Zeitung» berichtet.

Küste mit Müll übersät

Die aufgebrachten Bürger sind laut der Online-Zeitung «El Debate» der Ansicht, dass Teneriffa wegen der Menschenmassen «völlig zusammengebrochen» sei. Die Küste sei mit Müll übersät und es herrschten kilometerlange Staus aufgrund der Touristen.

Der Bau neuer Hotels und die Zerstörung der Küsten würden die Umweltzerstörung weiter verschlimmern. Sie fordern unter anderem eine Ökosteuer von den Besuchenden.

Weitere Proteste werden in Kürze landesweit folgen. Zudem soll es am 20. April 2024 auf den Inseln in Teneriffa Grossdemos geben. Gemäss der «Mallorca Zeitung» stellten die Organisatoren «einen der grössten Proteste in der Geschichte der Region» in Aussicht.

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