Social-Media-Nutzung sinkt – vor allem bei jungen Menschen
Weltweit verbringen Nutzer deutlich weniger Zeit in sozialen Netzwerken. Inhalte von Freunden verlieren an Bedeutung – KI und Algorithmen übernehmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Social-Media-Nutzung stagniert, besonders bei unter 30-Jährigen geht sie zurück.
- Die tägliche Nutzungsdauer sank seit 2022 um fast zehn Prozent.
- Plattformen entfernen sich vom sozialen Austausch hin zu KI-Inhalten und In-App-Käufen.
Soziale Medien gehören für viele Menschen zum Alltag: In der Schweiz greifen laut einer SRG-Umfrage von 2024 75 Prozent mindestens einmal täglich auf Instagram, Tiktok und Co. zu.
Doch trotz ihrer Allgegenwart zeigt eine neue globale Analyse einen überraschenden Trend: Die weltweite Nutzung von Social Media stagniert – und geht teils sogar zurück.
Nutzungsdauer geht weltweit zurück
Wie die «Financial Times» berichtet, hat das Analyseunternehmen GWI das Verhalten von 250'000 Erwachsenen in über 50 Ländern untersucht.
Ergebnis: Seit 2022 sinkt die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer von Social Media kontinuierlich.
Ende 2024 lag sie bei etwa zwei Stunden und 20 Minuten. Das sind fast zehn Prozent weniger als noch zwei Jahre zuvor.
Besonders deutlich zeigt sich dieser Rückgang bei den unter 30-Jährigen, also der traditionell aktivsten Nutzergruppe.
Ein möglicher Grund: Plattformen entfernen sich zunehmend von ihrem ursprünglichen Zweck – der sozialen Interaktion. Stattdessen dominieren KI-generierte Inhalte, aggressive Algorithmen und In-App-Käufe.
Auch OpenAI will mit ChatGPT eine eigene Plattform aufbauen, auf der künstlich erzeugte Videos eine zentrale Rolle spielen. Persönliche Beiträge rücken in den Hintergrund.
Weniger Austausch, mehr Unterhaltung
Das schlägt sich auch in den Nutzergewohnheiten nieder: Der Anteil der Menschen, die soziale Medien nutzen, um sich mitzuteilen oder neue Kontakte zu knüpfen, ist deutlich gesunken: Seit 2014 um über ein Viertel. Stattdessen dienen die Plattformen zunehmend der Unterhaltung oder Information.
Eine repräsentative Umfrage der «Zeit» mit 41'000 Teilnehmenden aus Deutschland zeigt ähnliche Tendenzen: Lediglich 45 Prozent geben an, über soziale Medien mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben.
Was genau als soziales Medium gilt (z. B. auch Whatsapp), wurde dabei allerdings nicht definiert.
Gleichzeitig steigt die mobile Internetnutzung weiter – was eher auf die Digitalisierung alltäglicher Dienstleistungen als auf Social Media zurückzuführen ist.
Die bewusste Entscheidung, weniger online zu sein, spiegelt sich auch in der Postbank-Digitalstudie 2025: 72 Prozent der Befragten wollen ihre private Internetzeit nicht weiter erhöhen. 36 Prozent der 18- bis 39-Jährigen streben sogar eine Reduktion an.
Ausnahme USA: Mehr Nutzung durch politische Polarisierung
Einen Ausreisser gibt es laut der «Financial Times» jedoch: In den USA nimmt die Social-Media-Nutzung weiter zu – bedingt durch die zunehmende Polarisierung in der politischen Debatte. Dort liegt der Konsum inzwischen 15 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.
Auch wenn in Österreich weiterhin 90,4 Prozent der 16- bis 24-Jährigen Social Media nutzen: Der Zenit scheint überschritten.
Künftig könnten Plattformen zu drastischeren Mitteln greifen, um Nutzer zu halten – oder sich gegenseitig abzuwerben.