Seltener Besuch: Armeniens Regierungschef in der Türkei
Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan ist in der Türkei zu Besuch, ein seltenes Ereignis zwischen den zerstrittenen Nachbarn.

Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan ist Medienberichten zufolge zu einem seltenen Besuch in der Türkei eingetroffen. Er folgt damit einer Einladung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, dessen Büro die Visite als «Arbeitsbesuch» bezeichnete. Beide wollten am Nachmittag in Istanbul zusammenkommen.
Der Besuch ist von Bedeutung, weil die beiden zerstrittenen Nachbarländer ihre 1993 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen bisher nicht vollständig wiederhergestellt haben. Seit 2021 unterhalten sie diplomatische Kontakte, die jedoch kaum Fortschritte gebracht haben.
Türkische Unterstützung für Aserbaidschan belastet Beziehung
Im jahrelangen Konflikt um die mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Südkaukasusregion Berg-Karabach hatte die Türkei ihren «Bruderstaat» Aserbaidschan unterstützt.
2023 hatte Armenien den Konflikt um die Gebirgsregion verloren. Dies hatte die Flucht fast der gesamten dortigen ethnisch-armenischen Bevölkerung von rund 120.000 Menschen zur Folge.
Vergangene Massaker an Armeniern weiterhin Streitpunkt
Belastet sind die Beziehungen zwischen Ankara und Eriwan auch wegen der Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich vor mehr als 100 Jahren. Historiker sprechen von bis zu 1,5 Millionen Opfern 1915 und 1916.
Die Türkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches gesteht den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern während des Ersten Weltkrieges ein und bedauert die Massaker. Eine Einstufung als Völkermord weist sie jedoch strikt zurück.