Schweizerin landet in Mallorca – am Flughafen wird’s ungemütlich
In Palma werden Schweizer Touristen mit Protest-Parolen empfangen. Reiseveranstalter geben sich gelassen – vorerst.

Das Wichtigste in Kürze
- In Spanien protestieren Einheimische gegen Massentourismus.
- Slogans wie «Tourists go home» stehen sogar auf Toilettentüren.
- Reiseveranstalter wie Dertour und Hotelplan sehen aktuell keinen Grund zur Sorge.
Touristen sind in Spanien immer öfter nicht mehr willkommen. Seit Wochen gehen etwa in Barcelona oder auf Mallorca Tausende auf die Strassen. Sie wehren sich gegen die touristische Überlastung ihrer Wohnorte, zum Beispiel wegen Wohnungsnot.
Das müssen nun auch Schweizer Touris vor Ort erfahren. Wer nach der Landung in Palma de Mallorca auf die Flughafen-Toilette geht, kriegt sogleich eine klare Botschaft: «Tourists go home» steht auf der Innenseite der Damen-WC-Tür. Und das noch vor dem Gepäckband!
In der Innenstadt Palmas geht’s gleich weiter. Wer am Geldautomaten Euro abheben will, liest in grossen Lettern das Gleiche.
Einheimische bleiben gespalten – nicht alle sind gegen Touristen
Doch nicht alle haben etwas gegen die Touris.
Als Nau.ch vor Ort Fotos macht, passiert es: Ein Anwohner schreitet auf uns zu, lächelt bemitleidend. Und sagt: «Oh doch, ihr Touristen seid sehr willkommen hier!»
Dem Mittfünfziger tut es leid, wenn Schweizer & Co. in Mallorcas Hauptstadt angefeindet werden.
Er ist nicht allein. Die grosse Mehrheit der über 900'000 Inselbewohner weiss sehr wohl, dass Mallorca vom Tourismus lebt. Rund drei Viertel der Arbeitsplätze hängen davon ab.
Schweizer Reiseveranstalter bleiben gelassen – noch
Wie reagieren Schweizer Reiseveranstalter auf die Proteste in Spanien? Nau.ch hat bei Dertour Suisse und Hotelplan Suisse nachgefragt. Beide Anbieter sehen aktuell noch keinen Anlass zur Sorge.
Dertour beobachte die Situation auf Mallorca aber aufmerksam, betont Sprecher Stephan Kurmann. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe man «keine Einschränkungen, die eine Reise wesentlich beeinträchtigen würden».
Ähnlich klingt es bei Hotelplan: «Die Proteste haben nach derzeitigem Stand keinen Einfluss auf die Buchungseingänge», so Sprecherin Muriel Wolf. Es gebe aktuell nur vereinzelte Kundenanfragen.
Beide Anbieter betonen ihre Bemühungen um nachhaltigen Tourismus. «Wir fördern bereits heute Angebote, die abseits der stark frequentierten Regionen liegen. Etwa Fincas im Inselinnern oder Reisen in der Vor- und Nachsaison», sagt Kurmann.
Hotelplan verweist auf Informationen in den Reiseunterlagen, die zu bewusstem Reisen animieren: Dazu gehörten «ökologische Aspekte wie der schonende Umgang mit Ressourcen» ebenso wie «soziale Kriterien wie bewusster und lokaler Konsum».
Forderungen nach Begrenzungen – Anbieter stellen sich auf Wandel ein
Zu den Forderungen der Demonstranten auf Mallorca zählen die Begrenzung der Besucherzahlen, ein Kreuzfahrt-Moratorium und ein Ende der touristischen Vermietung. Was, wenn solche Regeln kommen?
Die Reiseanbieter zeigen sich flexibel. Wolf sagt: «Wird in einem Land eine neue Massnahme eingeführt, kontaktieren wir unsere Kunden, sofern es einen Einfluss auf sie hat.»
Und Kurmann versichert: «Sollte es künftig zu offiziellen Regelungen wie Kontingenten oder Zugangsbeschränkungen kommen, werden wir diese selbstverständlich berücksichtigen.»
Klar ist: Mallorca bleibt trotz Protesten ein Topziel für Schweizerinnen und Schweizer – vorerst.
Doch die Branche stellt sich auf einen Wandel ein: «Viele Reisende suchen bewusst nach ruhigen Unterkünften und authentischen Erlebnissen», sagt Kurmann. Und auch Hotelplan sieht in nachhaltiger Entwicklung «einen wichtigen Teil unserer Beratungskompetenz».