Schulschliessungen: Wirtschaftsweise fürchtet Langzeitfolgen

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Deutschland,

Die Corona-Infektionszahlen steigen, die vierte Pandemiewelle im Herbst steht bevor. Eine Expertin warnt vor allem vor den ökonomischen Folgen, sollten die Schulen wieder schliessen.

Schulen mussten während der Corona-Pandemie immer wieder geschlossen werden. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Schulen mussten während der Corona-Pandemie immer wieder geschlossen werden. Foto: Julian Stratenschulte/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die «Wirtschaftsweise» Veronika Grimm befürchtet wegen der steigenden Infektionszahlen und einem erneut drohenden Unterrichtsausfall an den Schulen von Herbst an erhebliche wirtschaftliche Langzeitfolgen.

Der Ausfall an Wirtschaftsleistung durch Bildungsverluste könnte nach Berechnungen bis zum Ende des Jahrhunderts in die Billionen gehen, sagte Grimm der Deutschen Presse-Agentur. Anhaltender Bildungsverlust sei das grösste Risiko einer vierten Corona-Welle in Deutschland. «Das Problem ist, dass man wieder keine Strategie hat, etwa durch Testen vor die Welle zu kommen», sagte Grimm.

Politisch sei es vermutlich keine Option, im Falle stark steigender Infektionszahlen die Schulen ohne Einschränkungen offen zu halten - zumal ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler nicht gegen Covid-19 geimpft sei. «Das kann signifikante wirtschaftliche Auswirkungen in der langen Frist nach sich ziehen», sagte Grimm. Die Gefahr sei, dass Erfolge auf dem Arbeitsmarkt für die Betroffenen ausblieben und sich der ohnehin schon eklatante Fachkräftemangel noch einmal deutlich verstärke. Es bestehe zudem die Gefahr, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern zurückfalle, in denen solche Einschränkungen nicht notwendig sind oder nicht stattfinden.

Aktuell laufe die Konjunktur allerdings gut, sagte die Wirtschaftsweise, die an der Universität Erlangen-Nürnberg einen Lehrstuhl für Volkswirtschaft hat. Insbesondere in der Fahrzeugindustrie und auf dem Bau werde die wirtschaftliche Aktivität aber weiterhin durch Lieferengpässe zurückgehalten. Der Dienstleistungssektor habe dagegen neuen Schwung aufgenommen. «Im Moment sieht man, dass die Nachfrage anzieht», sagte Grimm. Die Chemische Industrie verzeichne sogar ein Plus von fünf Prozent beim Ausstoss im Vergleich zum April 2021.

Auch Marc Schattenberg, Volkswirt bei der Deutschen Bank, sieht die Konjunktur derzeit auf einem guten Weg. Die Wachstumsverluste des ersten Quartals seien möglicherweise bereits im zweiten Vierteljahr ausgeglichen worden. Auf Jahresbasis dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung um vier Prozent wachsen, sagte er. Nachdem die Industrie lange Zeit das Zugpferd der Konjunktur gewesen sei, leide sie nun unter den Lieferschwierigkeiten. «Die Dienstleistungen haben den Staffelstab übernommen», sagte Schattenberg. Ein positives globales Umfeld mit stabiler Nachfrage nach deutschen Exporten vor allem aus China und den USA stabilisiere die Lage zudem.

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