NATO

Russische Kampfjets: NATO-Beratungen nach Luftraumverletzung

Keystone-SDA
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Bern,

Nachdem russische Kampfjets über dem Baltikum gesichtet wurden, führt die Nato nun Beratungen über den Umgang mit der Luftraumverletzung.

Russische mapfjets
Über dem Baltikum wurden russische Kampfjets gesehen. - EPA

Die NATO-Verbündeten wollen Anfang kommender Woche über die von Estland gemeldete Luftraumverletzung durch russische Kampfjets beraten. Es werde Konsultationen nach Artikel 4 des NATO-Vertrags geben, wie ein Sprecher des Militärbündnisses auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Ein genauer Termin wurde nicht genannt.

Unterdessen bestritt Russland eine Luftraumverletzung. Der NATO-Artikel 4 sieht Beratungen mit den Verbündeten vor, wenn sich ein NATO-Staat von aussen gefährdet sieht. Estland hatte dies beantragt, nachdem drei russische Kampfflugzeuge Armeeangaben zufolge am Freitag unerlaubt in den Luftraum des EU- und NATO-Staats eingedrungen waren.

Polen meldete zudem am Freitagabend, zwei russische Kampfjets hätten sich im Tiefflug einer polnischen Bohrinsel in der Ostsee genähert und dabei eine Sicherheitszone über der Anlage verletzt. Sie hätten die Bohrplattform Petrobaltic in einer Flughöhe von 150 Metern angeflogen, hiess es. Zur Verletzung der Staatsgrenze sei es nicht gekommen.

Russlands Regierung bestreitet Vorwürfe

Russlands Regierung wies die Darstellung Estlands zurück, dass drei russische Kampfjets den Luftraum des baltischen NATO-Landes verletzt haben sollen. «Der Flug wurde unter strikter Einhaltung der internationalen Luftraumregeln durchgeführt, ohne die Grenzen anderer Staaten zu verletzen», teilte das Verteidigungsministerium in Moskau laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit.

«Während des Fluges wichen die MiG-31-Jets nicht von der abgesprochenen Flugroute ab und verletzten nicht den estnischen Luftraum», hiess es weiter. Vielmehr habe die Route über neutrale Gewässer mehr als drei Kilometer nördlich der estnischen Ostsee-Insel Vaindloo geführt. Das Militär in Moskau sprach von einem Überführungsflug der MiG-31 aus Russland in die Exklave Kaliningrad, der estnische Luftraum sei nicht berührt worden.

Das Verteidigungsministerium in Tallinn veröffentlichte auf dem Portal X eine Karte mit der eigenen Darstellung der Flugroute der drei russischen Maschinen. Demnach flogen die Russen am Freitag nicht in dem schmalen internationalen Korridor über dem Finnischen Meerbusen, sondern etwa zehn Kilometer tief im estnischen Luftraum. Der Flug führte demnach in gerader Linie an der Ostseeküste Estlands entlang.

Verstärkte Unruhe unter NATO-Verbündeten

Die Jets der Russen seien schliesslich von NATO-Kampfflugzeugen aus Italien aus dem Luftraum eskortiert worden, hiess es. Die Verletzung des NATO-Luftraums habe etwa zwölf Minuten gedauert.

Luftraumverletzungen durch Russland sorgten zuletzt zunehmend für Unruhe unter den NATO-Verbündeten in Europa, immer wieder ist die Rede von Provokationen. Bei einem russischen Luftangriff auf die Ukraine war erst in der vergangenen Woche eine grosse Zahl von Drohnen in den Luftraum Polens und damit der NATO geflogen. Die polnische Luftwaffe und andere NATO-Verbündete schossen erstmals einige der Flugkörper ab.

NATO-Partner setzen wegen der zunehmenden russischen Luftraumverletzung im Osten und Südosten des Bündnisgebietes auf den kurzfristigen Einsatz eines türkischen Aufklärungssystems. Die Ausbildung daran soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur mit Hilfe der Ukraine organisiert werden – mit dem Ziel, erste Schritte bereits in der kommenden Woche zu unternehmen.

Neue Verteidigungsstrategien gegen Luftraumverletzungen

Polen und Rumänen sollen mit dem türkischen Luftüberwachungssystem «Merops» («Multispectral Extended Range Optical Sight») ausgestattet und darauf trainiert werden. Das System kann an Hubschraubern und Drohnen angebracht werden und durch Wolken und Staub hindurch feindliche Systeme orten. Es wurde erstmals 2022 öffentlich präsentiert.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im EU-Parlament, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, forderte, die Bundeswehr schnellstmöglich mit allem auszustatten, was sie benötigt, um ihren Beitrag in der NATO zu leisten. Zugleich sollten sich die Verbündeten nicht provozieren lassen. Putin ziehe «jetzt alle Register, denn seine Erfolge in der Ukraine sind nach wie vor nicht so, wie er sich das vorgestellt hat», erklärte die FDP-Politikerin.

Russland griff die Ukraine in der Nacht zum Samstag erneut massiv aus der Luft an. Päsident Wolodymyr Selenskyj zufolge wurden dabei mindestens drei Menschen getötet und Dutzende verletzt. Moskaus Militär setzte nach Angaben aus Kiew 40 Raketen und Marschflugkörper und etwa 580 Drohnen ein.

Polnische Armee reagiert auf Angriffe

Die polnische Armee teilte am Morgen mit, dass wegen Angriffen auf die Ukraine im grenznahen Gebiet polnische und verbündete Kampfflugzeuge aufgestiegen seien. Die bodengestützte Luftabwehr sei «in höchste Alarmbereitschaft» versetzt worden, hiess es in der Mitteilung auf der Plattform X. Auf ähnliche Weise reagieren polnische und NATO-Kampfflugzeuge regelmässig, wenn Russland ukrainische Gebiete nahe der polnischen Grenze angreift.

Kommentare

User #5117 (nicht angemeldet)

Russische Jets werfen Bomben ein. Nato beratet. Europa wurde von Russland eingenommen. Nato beratet.

User #1199 (nicht angemeldet)

Kein Funkkontakt, Transponder abgeschaltet = Abschuss! Russland hat das vor Jahren schon bei der KAL 007 schon vorgemacht und das war eine Passagier-Maschine mit eingeschaltetem Transponder. Warum muss die NATO da erst überlegen und beraten. Wie es Russland vorlebt: Erst handeln und nachher überlegen, anschliessend alles dementieren.

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