Gegen Galika, einst ein erfolgreicher Exporteur von Werkzeugmaschinen nach Russland, laufen verschiedene Verfahren. Der Schweizer Chef hat in Moskau Hausarrest.
Moskau
Ein Schweizer Firmenchef wurde in Moskau festgenommen und hat dort Hausarrest. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Lino Derungs, CEO der Schweizer Firma Galika, wurde in Moskau unter Hausarrest gestellt.
  • Die Firma Galika ist ein führender Schweizer Exporteur von Werkzeugmaschinen nach Russland
  • Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt ebenfalls gegen Galika.
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Er geschäftet schon seit Sowjet-Zeiten mit Moskau, inzwischen hat es der russische Staat auf ihn abgesehen. Lino Derungs, Gründer und CEO der Zürcher Firma Galika, wurde am 3. März 2022 vom russischen Inlandgeheimdienst FSB festgenommen. Der 78-Jährige sitzt seitdem in Moskau unter Hausarrest, wie die Zeitungen von «CH Media» berichten.

Der russische Staat wirft Derungs Steuerdelikte und Bestechung vor. Hintergrund sind ungeklärte Eigentumsrechte sowie ein Rechtsstreit mit Derungs russischer Frau nach der Trennung.

Lino Derungs darf Haus kaum verlassen

Wegen des Hausarrestes darf Derungs sein Haus nicht ohne Erlaubnis der Behörden verlassen. Auch die Kommunikation mit der Aussenwelt ist ihm untersagt.

Spaziergänge mit seinen Kindern, Telefongespräche und Internetnutzung? Sind verboten. Lediglich Kontakte zu nahen Verwandten, Strafverteidigern und der russischen Staatsanwaltschaft sind erlaubt.

Waren Sie schon mal in Moskau?

Grund für diese harten Auflagen: Russlands Staatsanwaltschaft wirft ihm eine «schwere Straftat» vor. Ohne Hausarrest könnte Lino Derungs andere Beschuldigte bedrohen und weitere Straftaten verüben.

Russland profitierte von Schweizer Firma

«CH Media» spekuliert darüber, ob das Verfahren gegen den Schweizer politisch motiviert sein könnte. Möglich wäre es, dass Derungs bei der russischen Elite in Ungnade gefallen sei.

Gegen diese Theorie spricht aber, dass das von Wladimir Putin autokratisch geführte Russland auf die Geschäfte eigentlich angewiesen ist.

Die Galika AG ist nämlich der grösste Schweizer Exporteur von Werkzeugmaschinen nach Russland. Die russische Industrie ist auf ausländische Präzisionsgeräte angewiesen, da ihre eigenen Maschinen als ungenau gelten. Genau hier setzt das Geschäftsmodell der Galika an.

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Container an einem Umschlagterminal in St. Petersburg. Die im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen treffen die russische Wirtschaft hart.
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Der russischen Industrie fehlt es an Ersatzteilen und Baumaterialien.
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Viele Menschen können sich das teurere Leben in Russland nicht mehr leisten.

Trotz ihrer bedeutenden Rolle in der Rüstungsindustrie bemüht sich die Firma um Diskretion. Jahrzehntelang konnte sie unter dem Radar der Schweizer Behörden agieren.

Ihre Exporte sind heikel: Es handelt sich um sogenannte Dual-Use-Güter. Das sind Produkte, die sowohl militärische als auch zivile Zwecke erfüllen können.

Galika AG wegen Ukraine-Krieg in Kritik

Nach der russischen Invasion in die Ukraine stand die Schweiz wegen der Geschäfte mit Galika international in der Kritik. Der ukrainische Wirtschaftsbeirat prangerte das Land an und behauptete, dass mehrere Schweizer Unternehmen Putins Krieg unterstützten.

Bereits im Jahr 2020 schlug der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) Alarm. Er stellte fest, dass Maschinen von Galika zur Produktion von Sensoren für Russlands wichtigstes Kampfjetprojekt verwendet wurden.

Inzwischen ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Galika. Grund: Der Verdacht der mehrfachen Widerhandlung gegen das Güterkontrollgesetz.

Die verschiedenen Verfahren in Russland machen die Firma von Lino Derungs handlungsunfähig. 15 Millionen Franken fordern die Gläubiger. Inzwischen befindet sich die Firma mit Sitz in Volketswil ZH in Nachlassliquidation.

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