Russland konnte auch dank Schweizer Firmen seine Armee für den Ukraine-Krieg aufrüsten. Sie lieferten wichtige Maschinen und Öfen für die Waffenherstellung.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist auf Panzern der Russen häufig ein weisses «Z» zu sehen.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist auf Panzern der Russen häufig ein weisses «Z» zu sehen. - Maximilian Clarke/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Firmen haben ihre Geschäfte nach der Annexion der Krim 2014 nicht eingestellt.
  • Die gelieferten Produkte spielten eine wichtige Rolle bei der Aufrüstung für den Krieg.
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Russland wurde vonseiten der EU mit zahlreichen Sanktionen belegt. Und zwar nicht erst seit Beginn des Angriffskrieges im Jahr 2022.

Die EU reagierte bereits 2014 auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim sowie den Abschuss des Malaysia-Airlines-Flugs 17 mit Sanktionen.

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Die Absturzstelle von Malaysia-Airlines-Flug 17 in der Ostukraine
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Die aus Trümmern wieder zusammengesetzte Boeing 777 der Malaysia Airlines, die als Flug MH17 über der Ukraine abgeschossen wurde, steht in einer Halle.
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Wladimir Putin spricht anlässlich des Jubiläums der Krim-Annexion am 18. März 2022 in einem vollen Stadion.
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Ukraine-Krieg: Russische Soldaten in der besetzten Stadt Cherson.

Die europäischen Staaten einigten sich auf ein Exportverbot für jegliche Güter, die zu Rüstungszwecken genutzt werden. Betroffen sind auch sogenannte Dual-Use-Güter: Produkte, die sowohl für militärische als auch für zivile Zwecke eingesetzt werden können.

Die Schweiz übernahm die Sanktionen 2014 nicht. Stattdessen ergriff der Bundesrat Massnahmen, um die Umgehung der Sanktionen zu verhindern. Schweizer Firmen machten daraufhin weiter Geschäfte in Russland. Erst mit dem Ukraine-Krieg hat sich das geändert.

Russlands Militär setzt auf deutsche und Schweizer Produkte

So kam es, dass Schweizer Firmen Industrieprodukte exportierten, die zur Herstellung von Waffen und Panzern dienten. Die «NZZ» berichtet über die Recherchen des ukrainischen NGO-Mitarbeiters Anton Mikitjuk.

Die Exporte haben demnach massgeblich zu den heutigen militärischen Kapazitäten Russlands im Ukraine-Krieg beigetragen.

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Wladimir Putin hat vor zehn Monaten den Ukraine-Krieg gestartet. - Keystone

Doch wie konnte das gehen? Ganz einfach.

Werkzeugmaschinen unterlagen nicht den Warenkategorien, bei denen das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) eine Ausfuhr verweigern konnte. Erst seit März 2022 unterliegen diese einem Exportverbot.

Mikitjuk berichtet auf seiner Webseite «Inform Napalm» ausführlich über die Umgehungsgeschäfte von Firmen aus ganz Europa. Wegen der hohen Qualität und der massgeschneiderten Lösungen bevorzuge das russische Militär deutsche und Schweizer Hersteller.

Raketen und Panzer für Ukraine-Krieg werden mit Schweizer Maschinen hergestellt

So habe etwa die auf Industrie-Heizöfen spezialisierte «Codera» aus dem Jura 2016 einen Industrieofen an die russische «Elektromaschina» verkauft. Dessen Mutterhaus «Uralwagonsawod» stellt Bahnwagons her, ist aber gleichzeitig Russlands grösster Panzerproduzent. Der Industrieofen sei ein wichtiges Puzzleteil der Produktion, da die Hälfte der verwendeten Metallteile diese durchliefen.

Georg Fischer
Der Georg-Fischer-Konzern entwickelt, produziert und vertreibt Maschinen, Automationslösungen und Serviceleistungen für den Formen- und Werkzeugbau. - Keystone

Auch Werkzeugmaschinen von «GF Machining Solutions», einer Georg Fischer-Tochterfirma aus Biel BE, seien 2017 in Moskau aufgetaucht. Der Abnehmer sei ein Teil des Kalaschnikow-Konzerns und produziere unter anderem Lenkwaffen und Raketensysteme. Auch 86 Prozent aller Handfeuerwaffen stammten aus deren Produktionsstätten und würden im Ukraine-Krieg eingesetzt.

Wieder ist die «Galika AG» als Zwischenhändler im Fokus

Eine zentrale Rolle bei den Geschäften spiele gemäss Mikitjuk die Briefkastenfirma Galika aus Volketswil. Der Zwischenhändler war schon 2019 wegen Rüstungsgeschäften nach Venezuela – über Russland – in den Schlagzeilen. Ausserdem verdächtigte der Nachrichtendienst das Unternehmen, Exporte nach Russland zu verschleiern. Die Behörden begingen aber vor Gericht mehrere Verfahrensfehler, die Firma erhielt Recht.

Was halten Sie davon, dass Schweizer Firmen weiter in Russland tätig waren?

Die genannten Unternehmen geben allesamt an, sich stets an geltendes Recht gehalten zu haben. Ausserdem seien Produkte für einen zivilen Verwendungszweck exportiert worden, etwa für die Pharmabranche.

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