Rumäniens neuer Präsident: Nicusor Dan im Porträt
Ab sofort regiert Nicusor Dan Rumänien. Das Land hat sich für den proeuropäischen Kandidaten entschieden und setzt ein Zeichen für internationalen Zusammenhalt.

Die Präsidentschaftswahl in Rumänien endete mit einer Überraschung: Der proeuropäische Kandidat Nicusor Dan setzte sich in der Stichwahl gegen den Ultranationalisten George Simion durch.
Mit knapp 54 Prozent der Stimmen gelang Dan laut «Taz» eine beeindruckende Aufholjagd. Die Wahlbeteiligung war mit 65 Prozent so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Viele Rumänen sahen in dieser Wahl eine Entscheidung über die zukünftige Ausrichtung des Landes – proeuropäisch oder nationalistisch. Doch wer ist eigentlich Nicusor Dan?
Rumänien wählt Nicusor Dan zum Präsidenten
Mit Nicusor Dan gewinnt ein überzeugter Europäer, der sich für die EU, die NATO und die Unterstützung der Ukraine einsetzt. Gerade angesichts der strategischen Lage Rumäniens als Nachbar der Ukraine ist diese Haltung für das westliche Bündnis wichtig.
Die Wahl wurde von Unsicherheiten überschattet, nachdem die vorherige Präsidentenwahl wegen russischer Einflussnahme annulliert worden war. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik war dadurch weiter erschüttert worden.
Ein Mathematiker regiert das Land
Nicusor Dan wurde 1969 in Făgăraș, einer Kleinstadt in Siebenbürgen, geboren. Schon früh zeigte er grosses Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften, was seinen weiteren Werdegang massgeblich prägte.

Nach dem Abitur studierte Dan Mathematik an der Universität Bukarest und schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. Für seine Promotion zog es ihn nach Paris, wo er an der renommierten Universität Paris VI promovierte.
Die Jahre in Frankreich erweiterten seinen Horizont und festigten seine proeuropäische Haltung. Nach seiner Rückkehr nach Rumänien engagierte er sich zunächst als Mathematiklehrer und Wissenschaftler.
Politischer Einstieg und Aktivismus
Nicusor Dan wurde in Rumänien zunächst als Bürgerrechtler und Aktivist bekannt. Besonders engagierte er sich für den Schutz historischer Gebäude in Bukarest und gegen die Korruption im Bauwesen.
2011 gründete er die Initiative «Save Bucharest», die sich für Transparenz und Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung einsetzte. Seine Arbeit brachte ihm Anerkennung als unabhängiger und unbequemer Kritiker des Establishments ein.
Durch seine Erfolge im Aktivismus wurde Dan zu einer Symbolfigur für den Kampf gegen Vetternwirtschaft. Viele junge Rumänen sahen in ihm einen Hoffnungsträger für echte Veränderungen.
Politische Karriere und Erfolge
2016 kandidierte Nicusor Dan erstmals für das Amt des Bürgermeisters von Bukarest, verpasste jedoch knapp den Sieg. Zwei Jahre später wurde er Mitbegründer der Reformpartei USR, die sich schnell als wichtige Kraft im rumänischen Parlament etablierte.

2020 gelang ihm schliesslich der Durchbruch: Er wurde zum Bürgermeister von Bukarest gewählt und setzte zahlreiche Reformen im Bereich Stadtentwicklung und Transparenz durch. Seine Amtszeit war geprägt von einem konsequenten Kampf gegen Korruption und Misswirtschaft.
Dan profilierte sich als pragmatischer Reformer, der auch unbequeme Entscheidungen nicht scheute. Seine Unabhängigkeit von traditionellen Parteien verschaffte ihm Sympathien bei vielen Bürgern.
Herausforderungen für die Zukunft
Der neue Präsident steht vor der Aufgabe, eine handlungsfähige Regierung zu bilden, nachdem die bisherige Koalition zerbrochen ist. Die Erwartungen an Dan sind hoch, insbesondere was die Überwindung der politischen Spaltung betrifft.
Die rumänische Gesellschaft ist gespalten zwischen proeuropäischen und nationalistischen Kräften, was sich auch im Wahlergebnis widerspiegelt. Dan wird als Brückenbauer gefordert sein, um das Land wieder zusammenzuführen.
Sein Erfolg hängt davon ab, ob er das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen und echte Reformen umsetzen kann. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Nicusor Dan Rumänien tatsächlich auf einen neuen proeuropäischen Kurs führt.