Die Rosenmontagszüge sind in vollem Gange und werfen mit scharfer Kritik, besonders aus Düsseldorf, einen satirischen Blick auf die Weltpolitik.
Karnevalisten beim Rosenmontagszug in Köln. Foto: Federico Gambarini
Karnevalisten beim Rosenmontagszug in Köln. (Archivbild) - dpa-infocom GmbH

Russlands Präsident Wladimir Putin lässt sich oral von Kirchenpatriarch Kirill befriedigen, Donald Trump schneidet ein Hakenkreuz in die US-Flagge und Deutschlands Kanzler Olaf Scholz ist ein «Hohlaf» ohne Hirn. Die Rosenmontagszüge sind unterwegs und halten der Weltpolitik den Spiegel vor. Besonders Düsseldorf sticht dabei mit ätzender Kritik hervor.

«Ein bisschen Spass»

In den Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf und Mainz wurden die Zugstrecken von vielen Tausend kostümierten Feiernden gesäumt. Anders als an Weiberfastnacht blieben die Narren diesmal von Regen verschont, in Köln brach sogar die Sonne durch. Dort hatten sich die ersten Jecken bereits bei Dunkelheit mehrere Stunden vor Beginn des «Zochs» in der Innenstadt eingefunden, um sich gute Plätze zu sichern.

Die Kölner Persiflage-Wagen zeigten unter anderem Olaf Scholz als Faultier in der Hängematte und Aussenministerin Annalena Baerbock als Elefant im Porzellanladen. Auf einem weiteren Wagen streckt eine Narrenfigur ihr blankes Gesäss einigen zum Hitlergruss ausgestreckten Armen entgegen – an einem Arm prangt das Logo der rechtspopulistischen AfD. «Dieser Wagen sagt eigentlich alles: Die können uns mal am Arsch lecken», sagte BAP-Sänger Wolfgang Niedecken dazu im WDR Fernsehen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, der zu Fuss im Kölner Zug mitlief, sagte, Karneval sei gelebte Vielfalt.

Im Übrigen sei es wohltuend, mal «ein bisschen Spass» zu haben. In Mainz war Kanzler Scholz mit Augenklappe als Schiffbrüchiger zu sehen. Wirtschaftsminister Robert Habeck wurde als Fliegender Robert dargestellt, eingedenk der gleichnamigen Figur aus dem «Struwwelpeter», weil er mit seinem Heizungsgesetz die Bodenhaftung verliert. CDU-Chef Friedrich Merz stemmt sich dagegen, dass ihn die AfD über ein Brandmäuerchen in den braunen Sumpf zieht.

Jacques Tilly mit aussagekräftigsten Wagen

Es war aber wieder der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly, der die härtesten und aussagekräftigsten Wagen ablieferte. Tilly sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit seinem Blowjob-Motiv wolle er die Mitverantwortung der russisch-orthodoxen Kirche für den Angriffskrieg auf die Ukraine anprangern. «Die Zusammenarbeit zwischen Start und Kirche ist natürlich verhängnisvoll. Kirill schafft sozusagen den weltanschaulichen Hintergrund für den Krieg. Darum trifft meine Verachtung nicht nur Putin, sondern Kirill gleichermassen.»

Beim Thema AfD entschied er sich für einen Clown, der der AfD die freundliche Maske abnimmt – dahinter kommt ein Totenschädel zum Vorschein. Spätestens seit den Enthüllungen über das Potsdamer Rechten-Treffen sei klar, wes Geistes Kind die AfD sei, sagte Tilly. Das treibe jetzt auch die Menschen auf die Strasse – was ein zweiter Wagen zu der Thematik zum Ausdruck bringe: Darauf wird ein giftiger kleiner Fisch mit der Sprechblase «Wir sind das Volk!» von einem viel grösseren gefressen. Dessen Aufschrift: «Wir sind mehr!»

Trump mit Hakenkreuz-Motiv

Zu seiner Darstellung von Trump mit Hakenkreuz-Motiv sagte Tilly: «Wenn dieser Mann noch mal an den Drücker kommt, wird er eine Rache-Agenda über das Land ziehen und die amerikanische Demokratie wahrscheinlich bis zur Unkenntlichkeit beschädigen. Das ist totalitär, und deshalb ist dieser Vergleich nicht allzu falsch, denke ich mal. Am Ende ist das 'ne Warnung.» Ein zweiter Wagen thematisiert die Torpedierung der amerikanischen Ukraine-Hilfen durch die Republikaner – hier sticht Trump einem ukrainischen Soldaten einen Speer in den Rücken.

Tilly wagte sich auch an den Nahostkonflikt heran: Ein Hamas-Terrorist schiebt hier eine palästinensische Familie vor einen israelischen Panzer. «Beide Seiten kommen nicht gut weg bei diesem Wagen.» Zu Scholz als hirnlosem «Hohlaf» erläuterte Tilly: «Das ist unser Kommentar zu seiner Kanzlerschaft: Am Anfang haben wir alle gedacht: ein kluger Mann mit Strategien und Übersicht. Aber jetzt wissen wir: Das ist einfach nur ein kleiner Beamter, der mit dem Job überfordert ist. Er macht halt nichts.»

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