René Pollesch soll Berliner Volksbühne übernehmen

DPA
DPA

Deutschland,

Kaum ein Theater hat in der vergangenen Zeit so viel Unruhe erlebt wie die Berliner Volksbühne. Künftig soll René Pollesch die Intendanz übernehmen. Als die Besetzung verkündet wird, holt Pollesch einen Zettel hervor.

René Pollesch wird die Leitung der Volksbühne als Intendant zur Saison 2021/22 übernehmen. Foto: Britta Pedersen
René Pollesch wird die Leitung der Volksbühne als Intendant zur Saison 2021/22 übernehmen. Foto: Britta Pedersen - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Berliner Volksbühne wären womöglich einige Probleme erspart geblieben, wenn die Entscheidung gleich so gefallen wäre: Regisseur René Pollesch (56) wird neuer Intendant des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz.

In zwei Jahren soll er das Haus übernehmen. Damit zieht einer ein, der das Theater lange kennt.

Denn Pollesch war viele Jahre unter Frank Castorf an der Volksbühne. Einem eigenwilligen Haus, mit starken Charakteren. Die Volksbühne liegt zwischen hippen Kleidungsläden und vietnamesischen Pho-Restaurants. Davor steht die legendäre Räuberrad-Skulptur. Polleschs Name kursiert seit Längerem.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sagt am Mittwoch, ihm sei klar gewesen, dass die Neubesetzung eine der schwierigsten Entscheidungen seiner Amtszeit werde. In der Vergangenheit ist eine Lösung schon schief gelaufen. Es gab Kritik, eine Besetzung, einen Abgang und einen Aufräumer. Aber der Reihe nach.

Für ein Vierteljahrhundert war die Volksbühne das Haus von Castorf. Das bedeutete oft lange Abende mit Textschlachten, Videoleinwänden, Kunstblut. Nach 25 Jahren sollte der Museumsmacher Chris Dercon als Intendant Erneuerung bringen. Aus der Kulturszene aber schlug dem Belgier viel Skepsis entgegen. Ein paar Tage wurde das Haus besetzt.

Kritiker warfen Dercon vor, aus der Volksbühne eine Eventbude zu machen. Am Ende gab er seinen Posten nach nicht mal einem Jahr auf. Die Volksbühne kämpfte mit den Finanzen, einem fehlenden Ensemble, Lücken im Spielplan. Der als Geschäftsführer engagierte Klaus Dörr sprang als Intendant ein. Er verlässt das Haus, wenn Pollesch kommt.

Kehrt die Volksbühne nun also zu Castorfschen Wurzeln zurück? Pollesch wurde im hessischen Friedberg geboren und hat in Giessen Angewandte Theaterwissenschaften studiert. Der Autor und Regisseur hat an vielen Bühnen gearbeitet, experimentierfreudig eigene Stücke inszeniert, schon mal das Autokino zum Theater gemacht, Wortkaskaden und übergrosse Hühner kombiniert.

Als seine Personalie verkündet wird, sitzt Pollesch mit Lederer im Roten Salon der Volksbühne. Pollesch liest einen Zettel vor. Er wolle seine Arbeitsweise inklusive aller «Sisters and Brothers in Crime» auf ein Haus übertragen und es auch für andere, nicht «stadttheatergeeignete Arbeitsweisen» öffnen. «Ich bin ganz klar von Castorf zu unterscheiden», heisst es in dem Papier.

Pollesch will mit Martin Wuttke, Kathi Angerer und Sophie Rois bekannte Schauspieler an die Volksbühne zurückholen. Er will mit Kostümbildnerin Ida Müller, Künstlerin Florentina Holzinger und Choreografin Constanza Macras arbeiten.

Senator Lederer sagte vor einem Jahr, alle seien sich einig, dass die Volksbühne «diverser, weiblicher, jünger werden» solle. «Und das wird sie mit René Pollesch», sagt Lederer. Für manche sei er einer der feministischsten Autoren der deutschen Bühnen. Pollesch will auch auf die zugehen, die 2017 die Volksbühne besetzt haben. Im Haus heisst es, man müsse mal sehen, ob er ein guter Intendant sei. Ein guter Regisseur sei er jedenfalls.

Man müsse sich keine Sorgen machen, sagt Pollesch, er sei nie alleine. Er sei auch als Regisseur und Autor nie alleine. In seinem Papier steht, was man fortsetzen könne an der Volksbühne, nämlich «weiterhin nicht alles richtig zu machen»: «Ganz klar zu stellen, dass man kein Theater managen wird, dass man nicht wie allerorten Theatereröffnungsfeste feiert, ausser fürs Personal, keine Spielzeithefte herausgibt, sich nicht ordentlich verhält und nicht alles macht, was so erwartet wird.»

Kommentare

Weiterlesen

Lidl
18 Interaktionen
Wädenswil ZH
ueli schmezer kolumne
98 Interaktionen
Ueli Schmezer

MEHR IN NEWS

Landis+Gyr
Geschäftsjahr 2024/25
Diabetes typ 5
Forschung
serbien
1 Interaktionen
Besseres Leben

MEHR AUS DEUTSCHLAND

VfL Bochum
Bochum-Boss
rammstein
1 Interaktionen
Rammstein
auftritt til
7 Interaktionen
Ratlos
KI-generierte Texte
Umfrage