Im Prozess um ein Immobiliengeschäft des Vatikans mit Millionenverlusten in London hat der angeklagte Kardinal Giovanni Angelo Becciu alle Vorwürfe zurückgewiesen. «Alle diese Anschuldigungen sind völlig haltlos», sagte der Italiener am Donnerstag in einer mehr als zweistündigen Erklärung vor Gericht in Rom. Er wehrte sich gegen Vorwürfe, sein Amt missbraucht zu haben und Geld aus dem Peterspfennig - die jährlich weltweit gesammelten Spenden für den Vatikan - unrechtmässig verwendet zu haben. Bei Nachfragen verwies Becciu immer wieder auf andere Beschäftigte.
Der zurückgetretene Kardinal Angelo Becciu
Der zurückgetretene Kardinal Angelo Becciu - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In dem Prozess geht es um die mutmasslich unrechtmässige Verwendung von Finanzmitteln des katholischen Kirchenstaats beim Kauf einer Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea zwischen 2014 und 2018.

Dafür sollen auch Spenden von Gläubigen genutzt worden sein. Das Geschäft ging schief, weil der Vatikan mehr Geld investierte als geplant. Am Ende stand ein Verlust von mehr als 100 Millionen Euro. Mittlerweile wurde das Gebäude wieder verkauft. Die Vorwürfe gegen insgesamt zehn Angeklagte lauten unter anderem auf Amtsmissbrauch und Betrug.

Becciu - während des fraglichen Zeitraums in leitender Position als Substitut beim mächtigen Staatssekretariat des Vatikans - konnte am 14. Verhandlungstag zu sämtlichen Anklagepunkten Stellung nehmen. Papst Franziskus entband den 73-Jährigen dafür vom sogenannten päpstlichen Geheimnis. Becciu bestritt «kategorisch» auch Vorwürfe, er habe einer Sicherheitsberaterin unrechtmässig Geld zukommen lassen. Er ist der erste Kardinal, der im Vatikan auf der Anklagebank sitzt.

Becciu nahm auch Stellung zum Fall des australischen Kardinals George Pell, dem in seiner Heimat wegen sexuellen Missbrauchs der Prozess gemacht worden war. Er wies Vorwürfe zurück, 2,3 Millionen australische Dollar (rund 1,5 Millionen Euro) zur Beeinflussung des Prozesses eingesetzt zu haben. Er führte als Beleg einen Brief der Nummer zwei im Vatikan, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, an. Daraus zitierte er: «Die Summe diente hingegen, wie mehrfach erwähnt, zur Bezahlung der Internet-Domain ».catholic«.»

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