«Ozempic Face»: Darum sieht man nach Abnehmspritze «schlaffer» aus
Abnehmspritzen sind im Trend, hinterlassen aber müde Gesichter. Eine Expertin erklärt: Wer dem entgegenwirken will, muss auch auf die Ernährung achten.

Das Wichtigste in Kürze
- Abnehmspritzen können zu einem eingefallenen Gesicht und zu Hautalterung führen.
- Eine Expertin empfiehlt eine geringe Dosierung für einen nachhaltigen Gewichtsverlust.
- Die Kombination aus Spritzen, Ernährung und Training kann für gesundes Aussehen sorgen.
Ob Musikmanagerin Sharon Osbourne (72), TV-Ikone Oprah Winfrey (71) oder Sänger Robbie Williams (51) – bei ihnen purzelten die Kilos.
Beim rasanten Gewichtsverlust setzten sie auf eine Geheimwaffe: sogenannte Abnehmspritzen wie Ozempic.
Doch viele Fans erkennen die Stars kaum wieder. Das Gesicht wirkt eingefallen, die Haut fahl, die Konturen gealtert.
Auf Social Media hat das Phänomen längst einen Namen: «Ozempic Face» (zu Deutsch: «Ozempic-Gesicht»).
Aber nicht nur Promis setzen auf Ozempic und Co. Im Jahr 2024 haben schätzungsweise mehr als 20'000 Menschen in der Schweiz solche Medikamente genutzt.
Doch was steckt dahinter?
Die Berliner Dermatologin und Ernährungsmedizinerin Yael Adler, Autorin des Buches «Genial ernährt!», klärt bei Nau.ch auf.

Sie sagt: «Erstens kommt es zu Volumenverlust durch Fett- und Muskelabbau. Zweitens führt der beschleunigte Kollagenabbau zu einem Rückgang der Hautelastizität. Ausserdem entstehen Austrocknungseffekte durch Flüssigkeits- oder auch Nährstoffmangel.»
Kollagen ist ein Protein, das der Haut Festigkeit, Elastizität und jugendliche Konturen verleiht.
Schlafferes Gesicht nach Abnehmspritze
Das Ergebnis nach dem starken Gewichtsverlust: eingefallene Wangen, müder Teint, sichtbare Knochenpartien.
«Man sieht schärfer und markanter aus, aber oft auch blasser, schlaffer und älter», so Adler. Besonders betroffen ist das untere Gesichtsdrittel – dort, wo die Haut am stärksten nach unten zieht.
Ob der Effekt dauerhaft bleibt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig.
Diabetes-Medikament hilft beim Abnehmen
Spritzen wie Ozempic enthalten den Wirkstoff Semaglutid und werden eigentlich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt. Sie helfen, den Blutzucker zu regulieren und Insulinprobleme zu reduzieren. Gleichzeitig zügeln sie den Appetit und steigern das Sättigungsgefühl, wodurch viele Betroffene Gewicht verlieren. Deshalb setzen sie immer mehr Menschen auch gezielt zur Unterstützung beim Abnehmen ein.
Die Expertin erklärt: «Viele Menschen nehmen nach einer Gewichtsreduktion auch wieder etwas zu. Dadurch füllt sich das Gesicht durchaus wieder etwas.»
Zudem könne die Haut sich zu einem gewissen Grad wieder anpassen. «Im Alter oder nach starker Überdehnung bleibt sie jedoch eher schlaff.»
Nach starkem Übergewicht ist «Ozempic Face» stärker
Konkret heisst das: «Wenn jemand stark abnimmt, war er vorher sehr übergewichtig. Dann kann die Haut stark gedehnt sein, und das eingefallene, schlaffe Gesicht dauerhaft sichtbar bleiben.»
Allerdings: «Der eingefallene, ausgemergelte Effekt ist in vielen Fällen nur vorübergehend. Er wird verhindert, wenn das Abnehmen langsam erfolgt und von einer gesunden, nährstoffreichen Ernährung begleitet wird», so Adler.
Adler verordnet die Spritze bei ihren Patientinnen und Patienten selbst – allerdings in geringer Dosierung.
Denn: «Ein langsamer Gewichtsverlust ist für den Körper stressfreier und nachhaltiger. Wichtig ist, dass es nicht zum Muskelabbau kommt – der ist der Brennofen des Körpers.»
Abnehmspritzen sind für Übergewichtige ein «Segen»
Wer Proteine, Ballaststoffe, Vitamine und regelmässiges Training kombiniert, könne mit Spritzen gesund und strahlend aussehen.
Trotz möglicher Nebenwirkungen sieht Adler die Spritzen nicht nur kritisch. Gerade für stark Übergewichtige seien sie oft ein «Segen». «Sie können helfen, den Stoffwechsel wieder in Schwung zu bringen und Insulinprobleme zu verringern.»
So können die Spritzen Betroffenen helfen, gesünder zu leben. Ihr Fazit: «Wer die Chance nutzt, seine Ernährung und seinen Lebensstil umzustellen, sieht danach vitaler und jünger aus – nicht kränker.»
Und was, wenn das «Ozempic-Face» schon sichtbar ist?
Alder erklärt: «Es gibt verschiedene Verfahren, um Volumen wieder aufzubauen: von Eigenfett-Transfer über Hyaluronsäure-Filler bis hin zu Kollagen-Stimulation durch Laser oder Radiofrequenz.»
Heisst: Entweder wird körpereigenes Fett ins Gesicht zurückgespritzt oder die Haut mit Fillern aufgepolstert. Oder das Bindegewebe wird durch Wärmebehandlungen angeregt, neues Kollagen zu bilden.
Zusätzlich gebe es plastisch-chirurgische Verfahren, um Volumen wieder aufzubauen.
«Lachen ist wichtig»
Dazu rät Adler zu eiweissreicher Ernährung, Kraftsport, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D: «Das wirkt von innen genauso wichtig wie äusserliche Pflege.»
Vorbeugen ist allerdings einfacher: «Nicht maximal dosieren, lieber langsamer abnehmen», rät Adler.

Eine vorsichtige Dosierung, genug trinken, Hautpflege mit UV-Schutz und Antioxidantien sowie Gesichtstraining können zusätzlich helfen.
«Auch Lachen ist da wichtig. Es stärkt die Gesichtsmuskeln, hält die Haut straff und sorgt für einen vitalen Ausdruck», weiss die Expertin.