Russlands Krieg gegen die Ukraine schlägt auf die internationalen Agrarmärkte durch: Mengen drohen knapper zu werden, Preise steigen. Wie könnten auch deutsche Landwirte zusätzliches Getreide anbauen?
Abgeerntetes Weizenfeld bei Duisburg.
Abgeerntetes Weizenfeld bei Duisburg. - Martin Gerten/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt sich angesichts angespannter Getreidemärkte wegen des Ukraine-Krieges dafür ein, EU-weite Vorgaben für den Wechsel von Ackerpflanzen zu verschieben.

«Damit könnten unsere Bauern mehr Weizen produzieren», sagte er den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft und der «Stuttgarter Zeitung»/«Stuttgarter Nachrichten» (Mittwoch). «Andernfalls könnte schon bei dieser Herbstaussaat nicht mehr Weizen auf Weizen angebaut werden», erklärte der Grünen-Politiker. Der Bauernverband begrüsste die Pläne, denen aber weitere folgen müssten.

Konkret geht es um 2023 greifende EU-Vorgaben, wonach der Anbau derselben Ackerpflanze zwei Jahre in Folge auf derselben Fläche zum Bodenschutz grundsätzlich nicht mehr möglich ist. In der Regel müsste dann nach Weizen im Folgejahr etwa Mais oder Raps angebaut werden. Infolge des Krieges in der Ukraine, die ein wichtiger Weizenexporteur ist, sind die internationalen Märkte angespannt, und die Preise steigen. Zudem gehen Energie- und Düngerkosten hoch.

Özdemir sagte, er setze sich Brüssel dafür ein, dass diese Regelung verschoben wird. Laut Ministerium soll die EU-Kommission feststellen, dass diese Regelung erst 2024 erfüllt sein muss - und nicht schon 2023 im Vergleich zu diesem Jahr. Dies würde die Planungen der Landwirte erheblich erleichtern, ohne dass damit nennenswerte negative Auswirkungen auf Klimaschutz oder Artenvielfalt verbunden wären.

Özdemir betonte: «Der Vorteil ist, wir erhalten die wenigen Flächen für den Artenschutz. Denn sind diese Vielfaltsflächen erstmal verschwunden, gibt es auch nichts mehr zu schützen.» Die grosse Aufgabe dieser Zeit sei: «Versorgungssicherheit und Klimaschutz und Artenschutz. Daran müssen wir uns messen lassen.»

Bauern begrüssen Initiative des Ministeriums

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte: «Wir wollen weiter im bisherigen Umfang Brotweizen anbauen können.» Deshalb begrüsse der Verband die Initiative des Ministeriums. «Aber das kann nur ein erster Schritt sein. Wir erwarten jetzt Vorschläge aus Brüssel und Berlin, wie die Ernährungskrise gelöst werden kann.» Winterweizen, der im Herbst gesät wird, ist die wichtigste deutsche Getreideart.

Als Entlastung der Bauern hat Özdemir unter anderem schon ermöglicht, dass in diesem Jahr ausnahmsweise Gras und Pflanzen von bestimmten «ökologischen Vorrangflächen» als Futter genutzt werden dürfen. Das soll Preisanstiege abmildern. Er wendet sich aber gegen weitergehende Forderungen auch aus den Ländern, auf Brachflächen wieder alles machen zu können und dort etwa Getreide anzubauen.

Der Bundestag sollte am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde über die Lage und mögliche Gegenmassnahmen debattieren. Unter dem Titel «Hunger vermeiden - Mehr Lebensmittel produzieren statt Ackerflächen stilllegen» hatte sie die Unionsfraktion beantragt.

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