Vereint trotz Krieg: Auf der ganzen Welt kommen orthodoxe Christen zu Gottesdiensten und Messen zusammen, um Ostern zu feiern. In der Ukraine galt in der Osternacht aber eine Ausgangssperre.
Abt (Hegumen) Andrei hält in der Christi-Verklärungs-Gemeinde in Baden-Baden einen russisch-orthodoxen Ostergottesdienst ab.
Abt (Hegumen) Andrei hält in der Christi-Verklärungs-Gemeinde in Baden-Baden einen russisch-orthodoxen Ostergottesdienst ab. - Uli Deck/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Millionen orthodoxe Christen in aller Welt haben in der Nacht zum Sonntag mit grossen Mitternachtsmessen das orthodoxe Osterfest eingeläutet.

In vielen Kirchen kam der Krieg in der Ukraine zur Sprache. «Wir fühlen den Schmerz, er zerreisst uns das Herz», sagte Bartholomäus I. - der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel. Deutlicher noch wurde Patriarch Theodor von Alexandrien: «Obwohl Gott den Menschen den Weg zum Frieden gezeigt hat, bleiben sie gespalten durch Feindschaften und Streitigkeiten», sagte er. Die Menschheit werde zu Kriegen geführt, die die Erde mit Blut tränkten. «Dieses Bild erleben wir heute ganz klar, wenn wir voller Trauer sehen, wie sich unsere Glaubensbrüder in der Ukraine gegenseitig töten.»

Putin bei Oster-Gottesdienst

Russlands Präsident Wladimir Putin besuchte in der Nacht zum Sonntag in Moskau einen Oster-Gottesdienst. Er habe dem russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill gemäss Tradition ein verziertes Osterei überreicht, berichtete die Nachrichtenagentur Tass.

Patriarch Kirill steht auch in dem von Putin am 24. Februar begonnenen Krieg fest an der Seite des russischen Präsidenten. Er sieht das Vorgehen dort auch als einen Kampf gegen den Einfluss liberaler westlicher und demokratischer Werte in der Ukraine. Am Samstag hatte Kirill von einem «Blutvergiessen» in der Ukraine gesprochen – und von der Hoffnung auf ein baldiges Ende.

Putin hat auch mit Blick auf seinen Krieg gegen die Ukraine die Rolle der Kirche für den Zusammenhalt in der Gesellschaft gewürdigt. Patriarch Kirill entwickle die «fruchtbare Zusammenarbeit von Staat und Kirche», leiste einen «riesigen Beitrag» für die Durchsetzung traditioneller Werte in der Gesellschaft, lobte Putin in seiner am Sonntag vom Kreml veröffentlichten österlichen Grussbotschaft.

Die Kirche ist eine wichtige Machtstütze Putins. «In unserer nicht einfachen Zeit kümmert sie sich um die Festigung des Konsenses und der Verständigung zwischen den Menschen», sagte der Präsident.

«Dieser grosse Feiertag vereint die orthodoxen Christen, alle Bürger Russlands, die die Auferstehung Christi begehen», sagte Putin. Er hatte immer wieder Ostern in der Erlöserkathedrale gefeiert, im vergangenen Jahr blieb er wegen der Pandemie aber fern.

Ausgangssperre in der Ukraine

In der Ukraine galt unterdessen in der orthodoxen Osternacht eine Ausgangssperre, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache erinnerte. Gottesdienste konnten am Sonntag ab 5.00 Uhr morgens aufgesucht werden.

Zugleich machte Selenskyj seinen Landsleuten Hoffnung auf einen Sieg. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis alle in der Ukraine wieder sicher in Frieden leben würden. Russland scheine auf Jahre in dem Tag zwischen Kreuzigung und Wiederauferstehung steckengeblieben zu sein, «an dem der Tod triumphiert und Gott verschwunden zu sein scheint», sagte er. Aber das Leben werde den Tod besiegen und das Böse werde bestraft werden.

Auch in Deutschland besuchten orthodoxe Christen Ostermessen, so unter anderem in der Christi-Verklärungs-Gemeinde in Baden-Baden, wo die Menschen für den Frieden in der Welt und in der Ukraine beteten. Weil die orthodoxen Kirchen sich am julianischen Kalender orientieren, kommt es meist zu unterschiedlichen Osterterminen: Im julianischen Kalender beginnt der Frühling 13 Tage später als im gregorianischen. So fällt der orthodoxe Ostersonntag fast immer auf einen späteren Zeitpunkt als in der restlichen christlichen Welt.

«Heiliges Feuer» in Jerusalem

Tausende orthodoxe Christen haben in Jerusalem die Zeremonie des «Heiligen Feuers» gefeiert. In der Grabeskirche entzündete der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. am Samstag in der Grabkapelle an dem «Heiligen Feuer» Kerzenlicht und gab es an Gläubige weiter.

Die Anhänger der östlichen orthodoxen Kirchen glauben, dass sich das Heilige Feuer am Grab Jesu auf wundersame Weise selbst entzündet und die Kraft der Auferstehung darstellt. Die Grabeskirche steht an jener Stelle, wo der christlichen Überlieferung nach Jesus begraben worden und wieder auferstanden sein soll.Die Jerusalemer Kirche wurde während der traditionellen Zeremonie von einem Meer von Kerzen erhellt. Mit zehn Flugzeugen wurde das Feuer dann an Gemeinden in aller Welt gebracht, wie eine Sprecherin des israelischen Aussenministeriums bestätigte. Zu den Zielorten gehörten den Angaben zufolge auch Russland und die Ukraine.

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